: Konkurrenz für KPdSU
■ Reformbewegung will sich im September konstituieren
Moskau (dpa) — Die von führenden sowjetischen Reformpolitikern ins Leben gerufene demokratische Bewegung will im September ihre konstituierende Versammlung abhalten. Auf dieser Konferenz soll über die Frage entschieden werden, ob die unter anderem vom früheren sowjetischen Außenminister Eduard Schewardnadse und dem Gorbatschow- Vertrauten Alexander Jakowlew mitbegründete „Bewegung zur Vereinigung der Kräfte der Demokratie und der Reform“ eine neue Partei werden soll. Dies geht aus einem Appell der Gründer der Bewegung vom Montag hervor, der gestern von der Zeitung 'Nesawissimaja Gaseta‘ veröffentlicht wurde. Nach der Unterzeichnung sagte Schewardnadse vor Journalisten, dem Dokument werde „historische Bedeutung für das Schicksal des Landes und der Perestroika“ zukommen. „Es geht um den Beginn der Schaffung einer ernsthaften und konstruktiven Opposition“, sagte er laut Angaben der russischen Nachrichtenagentur 'Ria‘. Das Ziel der Bewegung sei die Rettung der Reformen und der Demokratie, sowie die Schaffung der Garantie, daß eine Rückkehr zu einem totalitären Regime ausgeschlossen sei. Die Gründer, zu denen neben Schewardnadse und Jakowlew auch die Oberbürgermeister von Moskau und Leningrad, Gawriil Popow und Anatoli Sobtschak, der russische Regierungschef Iwan Silajew, der designierte russische Vizepräsident Alexander Ruzkoi sowie die Reformökonomen Stanislaw Schatalin und Nikolai Petrakowski gehören, wollen schon in nächster Zeit landesweit Organisationskomitees bilden. Es sei nicht ausgeschlossen, daß solche Komitees auch in den Betrieben gegründet würden, wenn die KPdSU darauf beharre, ihre Parteiorganisationen in den Betrieben nicht aufzulösen, hieß es. Der Bildung der Bewegung waren harte Auseinandersetzungen mit Vertretern der demokratischen Parteien und der Bewegung Demokratisches Rußland vorausgegangen. Die Demokratische Partei des früheren KP-Mitgliedes Nikolai Trawkin und die Bewegung Demokratisches Rußland, die den gewählten russischen Präsidenten Boris Jelzin unterstützt, sind zunächst auf Distanz zu der neuen Bewegung gegangen. Sie waren für die Gründung einer Oppositionspartei zur herrschenden KPdSU eingetreten.
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