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Bio-Tonne: Der Flop in Findorff

■ Umweltbehörde führt Mülltonne für Küchenabfälle ein / Umweltbewußte sollen dazubezahlen

Findorff, der umweltbewußteste Bremer Stadtteil, ist derzeit Schauplatz eines Schildbürger- Großversuchs. Oder, wie es aufmunternd in der Broschüre der Umweltsenatorin heißt: „Findorff ist der erste Stadtteil Bremens, in dem die Biotonne direkt in die Haushalte gebracht wird. Machen Sie mit.“

Die innovative neue Biotonne, die ab Ende August in Findorff regelmäßig von der Müllabfuhr abgeholt werden soll, ist von der Farbgebung her braun, von der Kunststoff-Form her sieht sie genauso aus, wie ihre altbekannten grauen Schwestern für den Rest- Müll. Hauptunterschied zwischen Biotonne und grauer Restmüll-Tonne soll der Tonnen-Inhalt sein. Wir zitieren aus der Senats-Broschüre: „In der Biotonne sollen alle im Hausmüll anfallenden kompostierbaren Abfälle gesammelt werden (Obst- und Gemüsereste, Kaffeesatz usw.). Auf der zentralen Kompostierungsanlage der Blocklanddeponie erfolgt die Weiterverarbeitung zu Kompost und Blumenerde.“

Der Großversuch „Biotonne“ ist jedoch mit einem „Pferdefuß“ behaftet, wie sich der Leiter des „Amtes für Stadtentwässerung und Abfallwirtschaft“, Voigt, gegenüber der taz ausdrückt. Sprich: Wer den Bremer Müllberg verringern will und sich eine Biotonne bestellt, muß in den meisten Fällen dazubezahlen. Denn das Ortsgesetz, das die Gebühren regelt, wurde nicht rechtzeitig vor dem Großversuch entsprechend geändert. Eine Single- Arzthelferin beispielsweise, die sich zu ihrer grauen Restmülltonne noch eine innovative Biotonne dazubestellt, müßte künftig das doppelte an Gebühren berappen: 112,20 Mark wie gehabt für die graue Tonne — plus zusätzliche 112,20 Mark für die Biotonne. Amtsleiter Voigt gegenüber der taz: „Die Voraussetzungen sind nicht günstig“. Darüber, wieviel Findorffer HausbesitzerInnen sich an dem Versuch beteiligen, wollte er aber keine Auskunft geben. Noch sei die Vorlaufphase ja nicht beendet.

Bis zum 14. Juli können Findorffer HausbesitzerInnen dem Amt ihr Interesse an der teuren Biotonne bekunden. Während der Sprecher der Umweltbehörde, Edu Lübbing, Optimismus verbreitet — seine Fachabteilung rechne mit „30 bis 50 Prozent Beteiligung“ — schütteln KennerInnen der Recycling-Szene nur den Kopf: Der Rücklauf für die Biotonne sei verschwindend gering und liege bei deutlich unter zehn Prozent. Christian Winkelmann vom „Institut für Umweltrecht“: „Das ist klar, daß das nicht läuft: Wenn ich für umweltbewußtes Verhalten Geld bezahlen muß, dann lasse ich das natürlich. Verändern läßt sich nur etwas durch Anreizmodelle.“

Ekkehard Gerard, Leiter des Recyclinghofes, spricht gar von der „Idiotie des Mehrkostens“. Er begrüße dennoch, „daß mit der Biotonne angefangen wird“. Am liebsten wäre ihm aber, die FindorfferInnen würden beim Recyclinghof Schnellkomposter erwerben, sie sich in den Garten stellen und der Stadt die getrennte Kompostmüll-Abfuhr ersparen. „Pferdefuß“ dieses Vorschlags: Bisher müssen die BürgerInnen die 200 bis 300 Mark für den Schnellkomposter voll selbst bezahlen. Die Behörde hat über Zuschüsse noch nicht entschieden. Barbara Debus

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