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Universitäten unter ein Dach

■ Wissenschaftssenator Erhardt regt gemeinsames Kuratorium für alle Berliner Universitäten an/ Mehrfachangebote der Universitäten müssen wegen Geldmangels reduziert werden

Dahlem. Jetzt ergreift Wissenschaftssenator Erhardt (CDU) die Initiative, um die um ihren Besitzstand fürchtenden Universitäten endlich an einen Tisch oder besser unter ein Dach zu bekommen. Gestern bekräftigte er seine Idee eines übergreifenden Kuratoriums aller Universitäten auf der Sondersitzung des Akademischen Senates der FU. Erhardt begründete seinen Vorschlag mit dem Zustand der Kuratorien, die entgegen ihrem ursprünglichen Auftrag zu einem Autonomieverlust an den Universitäten beigetragen haben. Auf der Veranstaltung stand die künftige Hochschullandschaft Berlins und die Rolle der FU zur Debatte.

In der Koalitionsvereinbarung sei zwar die Existenz von drei Universitäten und deren Klinika festgeschrieben worden, doch, so befürchtete der Senator, könne sich die Stadt dabei finanziell übernommen haben. Auch etliche FU-Vertreter hielten diese Vorstellung für »trügerisch«. Deshalb drängt der CDU-Politiker darauf, schnell Schwerpunkte und Profile einer neustrukturierten Universitätslandschaft zu setzen. Vorhandenes könne sonst nur mit weiteren Mittelkürzungen erhalten bleiben, und ein Qualitätsverlust sei dabei kaum zu verhindern.

Erhardts Alternative lautete »lieber weniger, dafür aber Überdurchschnittliches anzubieten«. Das bedeutet Mehrfachangebote bei den Studiengängen konsequent zu reduzieren. Das erregte den Widerspruch vieler FU-Sprecher, die den Verlust ganzer Fachbereiche befürchten. Im Falle der Veterinärwissenschaft, die an die Humboldt-Universität gehen soll, hätte es sich wohl mehr um eine politische, als um eine fachliche Entscheidung gehandelt, stellte FU- Kanzler Hammer fest. Das ähnliche Entscheidungen in Zukunft fallen könnten, machte Erhardt unfreiwillig am Beispiel der Politologen deutlich. Da nach Auffassung des Wissenschaftsrates zu viele Politologen an der FU lehren, könnten diese parallel zur neu aufgebauten Sozialwissenschaft an der Humboldt-Universität abgebaut werden.

Insgesamt hielt es der Senator jedoch für gut, wenn die Konkurrenz um gute Professoren und interessierte Studenten »noch etwas anhält«. Wenn die Humboldt-Universität nach den Maßstäben von »Qualität und Exellenz« ausgebaut werde, könnten die FU und die Technische Universität, mit zusammen fast 100.000 Studenten, auf eine »normale Überlast« zurückgebracht werden. Die jetzige 50prozentige Überbelastung könnte auf eine 25prozentige reduziert werden. Die Humboldt-Universität will Erhardt »zunächst noch priveligieren«. Sie soll sich drei Jahre lang bei Normallast profilieren können. In Berlin sollen insgesamt doppelt soviel Studienplätze angeboten werden, wie es Berliner Bewerber gibt. anbau

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