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Kein hurtiger Hase

■ Noureddine Morceli verpaßte 1.500-m-Weltrekord

Hamburg (dpa) — Der „Hase“ hatte die Schuld. Wütend verließ Noureddine Morceli das alte Olympiastadion von Stockholm. „Ich wollte Weltrekord laufen“, sagte der 21jährige Marokkaner, „und ich hatte um eine 1.200-Meter-Durchgangszeit von 2:48 Minuten gebeten. Aber der Hase war zu langsam.“ Statt der erhofften 3:29,30 Minuten verfehlte Morceli mit 3:31,01 Minuten nicht nur den Weltrekord seines Landsmannes Said Aouita (3:29,46) deutlich, sondern auch noch seine eine Woche alte Jahresweltbestzeit um 1/100 Sekunden. Der Weltrekord- Versuch des schnellsten 1.500-Meter-Läufers im Weltmeisterschafts- Jahr war einer der Höhepunkte eines hochkarätigen Leichtathletik-Mittwochs, an dem in der schwedischen Hauptstadt, Reims, Pieksaemaeki/ Finnland und Cottbus insgesamt fünf Jahresweltbestleistungen und ein Deutscher Rekord aufgestellt wurden.

Neben Morceli glänzte in Stockholm ein Kenianer. Mit 8:07,89 Minuten lief der 19jährige Moses Kiptanui die siebtschnellste bisher gestoppte Zeit über 3.000 Meter Hindernis. Zu dem auf den Tag genau vor zwei Jahren in Stockholm aufgestellten Weltrekord seines Landsmannes Peter Koech (8:05,35) fehlten ihm nur 2,54 Sekunden.

Europacup-Sieger Salvatore Antibo hängte über 5.000 Meter die Afrikaner locker ab. Bei seiner Saisonbestzeit von 13:13,66 Minuten machte der 29jährige Sizilianer nie den Eindruck, als sei dies schon sein letztes Wort gewesen. Auch Dieter Baumann kommt nach langer Verletzungspause langsam wieder in Schwung. Zwar reichte es für den 26 Jahre alten Schwaben im neuen Trikot von Leverkusen nur zu Platz sieben, 13:24,58 Minuten bedeuteten jedoch Saisonbestzeit des Deutschen Leichtathletik-Verbandes.

Nur kurze Zeit konnte sich Juri Sedych, der bei den Europameisterschaften 1986 in Stuttgart mit 86,74 Meter Weltrekord geworfen hatte, seiner Jahresweltbestleistung im Hammerwerfen erfreuen. Den 82,62 Metern des 36jährigen aus Moskau in Pieksaemaeki ließ sein sowjetischer Landsmann Igor Astapkowitsch wenig später in Reims die persönliche Bestleistung von 84,26 m folgen. Für die zweite Bestleistung in Reims sorgte die 28 Jahre alte Natalja Artjemowa mit 4:22,95 Minuten über eine Meile.

Beim Sportfest in Cottbus standen die Weitspringer im Mittelpunkt. Europameister Dietmar Haaf (Kornwestheim) kam nach seinen windbegünstigten 8,30 m von Frankfurt diesmal nur auf 8,04 m und unterlag damit gegen George Ogbeide (Nigeria/8,24 m) und den Briten Mark Forsyth (8,08 m). Im Dreisprung verbesserte Helga Radtke ihren Deutschen Rekord um sechs Zentimeter auf 13,83 Meter. „Der Dreisprung macht viel Spaß“, meinte die 29 Jahre alte Rostockerin, „aber der Weitsprung bleibt meine Spezialdisziplin.“

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