: Neu im Kino: Lucky Luke
■ Terence Übeltäter
Jede von uns hatte wohl schon einmal ein Lucky Luke-Heftchen in der Hand. Das ist dieser hagere Cowboy mit der Haartolle unter dem Stetson, der ständig eine Kippe im Mundwinkel kleben hat und schneller als der eigene Schatten zu schießen vermag.
Weitere Begleiter: Jolly Jumper, sein Gaul, der sprechen kann und die Erzfeinde des wackeren Streiters für Gerechtigkeit, die „Dalton Brüder“, vier Ganoven wie Orgelpfeifen.
Die Comic-Figuren der Herren Morris und Goscinny sind nun im Kino zu realem Leben erweckt worden. Terence Hill heißt der Übeltäter, und er hat sich um Authentizität einen Dreck geschert. Das wäre sein gutes Recht, wenn er eigene Ideen gehabt hätte. Aber die hatte Mr. Hill alias Mario Girotti nicht. Mr. Hill ist nämlich Nobody oder der Partner von Bud Spencer, aber ein Regisseur ist er nicht.
Terence, der alte Haudegen zahlloser Western-Parodien ist in die Jahre gekommen. Als Titelfigur hat er gar nichts mit der gezeichneten Vorlage zu tun, eher ist er ein Abziehbild seines eigenen Klischees. Das könnte ja immer noch lustig sein, wenn er sich selbst so richtig auf die Schippe nähme, aber dazu fehlt ihm einfach die führende Hand.
Wir wollen nicht vergessen, Lucky Luke ist ein Ferienfilm vornehmlich für Kinder, aber die bezahlen auch Geld an der Kasse, dürfen also Qualität erwarten. Und was bekommen sie für ihr Taschengeld? Ein müdes Geschichtchen über das Entstehen des Ortes Daisy Town mitten im Westen, wo er am wildesten ist, und jede Menge plumpe Späßchen.
Jolly Jumper labert nicht nur dummes Zeug, er kann auch Stretching, tanzen und auf seinem Pferdearsch sitzen. Dank sei dem Zossentrainer.
Gauner wie Orgelpfeifen, Pulverdampf um nichts und dulle Indianer als Bimbos
Immer, wenn es langweilig zu werden beginnt, wird ganz viel geschossen, nur getroffen wird niemand so richtig. Löchrige Hüte und perforierte Sheriff- Sterne sollen den lieben Kleinen zeigen: Es passiert schon was, aber ihr seid noch zu jung, um Blut zu sehen.
Das Gewaltproblem banalisiert wie bei Tom und Jerry. Bombe hoch, viel Rauch um nichts und weiter geht's. Filmisch ist das alles sehr gut gelungen, aber das dürfen wir mittlerweile bei den meisten US-Produktionen erwarten. Daß allerdings die Indianer als über alle Maßen dulle Bimbos auch noch in den Dreck gezogen werden, ist zu blöd.
Die kriegen bei den Horror-Visionen von Atompilzen, Autobahnen und Plastikmüll einen derartigen Schrecken, daß sie Krieg anfangen. Bei allem Spaß an der Freude, das haben auch die kleinen KinobesucherInnen nicht verdient. J.F.Sebastian
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