Zwei Bremer im Himmel

■ Gisela Böllhoff und Wolfgang Lintl meisterlich und ultraleicht abgehoben

Fliegervater Otto Lilienthal wäre stolz auf die Bremer Gisela Böllhof und ihren Lebensgefährten, den buten&binnen-Journalisten Wolfgang Lintl. Beide starteten am vorletzten Juliwochenende in Schönhagen (Berlin) bei den 6. Deutschen Meisterschaften im Ultraleicht-Fliegen. Böllhoff, die einzige Frau in einem Starterfeld mit 25 Männern, wurde nach zwei Zeit- und Zielflügen Deutsche Meisterin, Lintl wurde dritter.

Das Ultraleicht-Fliegen ist eine Kombination aus Präzisions- und Zeitfliegen. In zwei Durchgängen gilt es, eine vorab festgelegte Strecke abzufliegen und bestimmte Kontrollpunkte in einer ebenfalls festgelegten Zeit zu überfliegen. „Nicht die Qualität der Maschine, sondern die persönliche Leistung entscheidet über den Erfolg“, erklärt Lintl.

Geflogen wird mit mit einem Gestell aus Aluminiumrohren, das einem Vergleich mit Lilienthals Flugmaschinen auf den ersten Blick standhält. Getragen wird der bis zu 150 kg schwere Apparat von einem Dacron-Segel, den Antrieb besorgt ein 30-50 PS starker Motor.

Zusätzlich zu ihrem Pistenprogramm müssen die Piloten aus ihrer Flughöhe zwischen 150 und 300 Metern nach versteckten Gegenständen und Gebäuden im Gelände suchen und diese fotografieren. Für den 100 Kilometer langen Meisterschafts-Parcour benötigten die ultraleichten Bremer einmal 90 Minuten und einmal zwei Stunden. Krönender Abschluß eines Wettfluges ist die Ziellandung, die, ähnlich wie beim Fallschirmspringen, auf den Punkt genau sein muß.

Der kleine Zweitakt-Motor wird während des gesamten Fluges nicht ausgeschaltet, so daß das der Flugapparat auch in kleinen Turbulenzen sein Flugbahn behaupten kann. Die Bremer Meisterflieger trainieren mit ihrem Club Vereinigte Flugtechnische Werke (VFW) auf dem Flugplatz in Posthausen. Geflogen werden kann von jedem kleineren Umlandflughaufen aus. Für den Flughafen Bremen braucht man eine Sondergenehmigung. Vielleicht bekommen Böllhoff und Lintl diese Sondergenehmigung, wenn sie sich mit ihren Ultraleichten Maschinen demnächst auf den Weg zu den Europameisterschaften in Ungarn machen.

Das die Bremer im sog „Lilienthal-Jahr“ so erfolgreich geflogen sind, ist hoffentlich kein schlechtes Omen. Vor 100 Jahren startete Lilienthal seinen ersten Selbstversuch, vier Jahre später folgte er den Spuren Ikarus'. mad