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Appell an Bendjedid

■ Algerischer Scheich warnt vor einer Explosion

Algier (afp/ap/dpa) — Die Freilassung der inhaftierten Führer der algerischen Islamischen Heilsfront (FIS) und ihrer Anhänger forderte Scheich Ahmed Sahnoun, Vorsitzender der Islamischen Liga Algeriens, am Sonntag. Ein entsprechender Appell, der am Abend in mehreren Moscheen Algiers verlesen wurde, richtete sich an Präsident Chadli Bendjedid. Umgehend auf freien Fuß gesetzt werden sollten die Führungsmitglieder der FIS, Abassi Madani und Ali Belhadj, sowie der neue FIS-Sprecher Mohammed Said. Letzterer war am Sonntag nachmittag während einer Pressekonferenz festgenommen worden. Scheich Sahnoun verurteilte „das Festhalten der Regierung an Tyrannei und Aggression“ gegenüber der FIS. In diesem Zusammenhang warnte er vor einer „Explosion in Algerien, deren Folgen Gott allein kennen wird“. Am Sonntag abend war noch unklar, wohin Said von der Polizei gebracht wurde. Scheich Sahnoun steht der islamischen Liga vor, einem Dachverband für alle islamischen Bewegungen in Algerien.

Währenddessen wurden in der Nacht zum Montag aus der Innenstadt von Algier die letzten Panzer abgezogen. Die wichtigsten öffentlichen Gebäude wurden am Montag allerdings weiterhin von Soldaten bewacht. Verteidigungsminister Khaled Nezzar hatte bereits am Freitag abend erklärt, daß der für vier Monate verhängte Ausnahmezustand bereits frühzeitig aufgehoben werden könnte.

Seit der Verhängung des Ausnahmezustands am 4.Juni sind nach Angaben einer Menschenrechtsorganisation in Algerien rund 300 Menschen getötet und etwa 8.000 weitere festgenommen worden. Der Präsident der Algerischen Liga für die Verteidigung der Menschenrechte, Ali Jahia Abdennur, erklärte am Sonntag in Algier, bei den Zahlen handele es sich um Schätzungen, die auf Berichten aus verschiedenen Teilen des Landes basierten. Die algerische Regierung hat die Zahl der Toten mit 55 und diejenigen der festgenommenen Personen mit 1.367 angegeben. Bei den meisten von ihnen handelt es sich um Anhänger der FIS.

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