: Dracula in Lüchow-Dannenberg
■ Vorsicht: Schwüles Wetter macht Zecken wild
Bei dem derzeit schwül-heißen Wetter haben Zecken Hochkonjunktur. Wer dann noch durch Farnwälder oder Ginstergebüsche wandert, kann sicher sein, angefallen zu werden. Doch wer glaubt, sich vor Urlaubsantritt noch schnell mit einer Impfung vor den Auswirkungen eines Zeckenbisses schützen zu können, irrt. „Eine Impfung gegen Zeckenbisse ist nicht möglich“, stellt Dr. Hans Horst vom Staatlichen Chemischen Untersuchungsamt Lüneburg klar. Die sogenannte Lyme-Borreliose, die zu lebenslangen Dauerschäden führen kann, „wird auf zunächst unabsehbare Zeit eine unausrottbare Krankheit bleiben“, meint der Zeckenforscher.
Lediglich bei der von Viren verursachten Frühsommermeningoenzephalitis (FSME), die hauptsächlich in Süddeutschland und Österreich auftritt und mit der Lyme-Borreliose nach Zeckenstichen verwechselt wird, hilft eine Impfung. Wer von einer Zecke gebissen wurde, sollte schnell handeln. Dringend abzuraten sei aber von der althergebrachten Methode, das Tier mit Öl zu beträufeln. „Das führt nur zu vermehrter Speichelung“, weiß Horst. Das Tier solle herausgedreht werden. Wenn dabei der Kopf steckenbleibe, mache das gar nichts. Die Krankheitserreger befänden sich nur im Zeckenkörper. Ein noch lebendes Tier sollte in einem mit Gras gefüllten Glasröhrchen an Professor Arndt Liebisch an die Tierärztliche Hochschule geschickt werden, empfiehlt Dr. Horst. Dort kann untersucht werden, ob die Zecke gefährlich war.
Verursachen können die Zeckenbisse unter anderem Gelenk-, Augen und Herzentzündungen. Ein großes Forschungsdefizit gebe es bei Lyme-Erkrankungen während der Schwangerschaft. Sie könne dann zu Fehlgeburten und Mißbildungen führen. Das Bewußtsein der Ärzte „scheint unterentwickelt“, stellt Dr. Horst fest. „Die Verunsicherung vieler Ärzte hat dazu geführt, daß oft vorsorglich mit Antibiotika nach Zeckenstichen behandelt wird.“ Wer von den „kleinen Draculas“ gebissen werde, solle nach drei Wochen sein Blut untersuchen lassen und sich „erst bei einer Infektion mit Antibiotika behandeln lassen.“
Dr. Horst hat während einer erstmals flächendeckenden epidemiologischen Studie in Niedersachsen über die zum ersten Mal in Lyme (USA) erforschten Krankheit herausgefunden, wo die meisten Zecken-Erkrankungen auftreten: In Lüchow-Dannenberg.
dpa
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