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“Wo ich so ungern telefoniere...“

■ Roswitha Erlenwein am Bürgertelefon: Mehr Lebensberatung als Parteipolitik

Roswitha ErlenweinFoto: Tristan Vankann

Ein großer, fast verwaister Sitzungssaal der Bremer CDU-Geschäftsstelle. Ganz hinten am Fenster, mit Blick auf den Park, sitzt jemand am Schreibtisch und das Telefon steht nicht still: „Hier ist Frau Erlenwein...“ Am anderen Ende der Leitung: BürgerIn

nen, die der sozialpolitischen Sprecherin der Bremer CDU einmal ihr Herz ausschütten möchten. In unregelmäßigen Abständen setzt sich Roswitha Erlenwein an das „Bürgertelefon“, diesmal ging es zwei Stunden lang um das Thema „Drogen“.

Egal, ob sich jemand über zu geringe Strafen für Dealer aufregt oder die Freigabe von Drogen fordert oder einfach nur mal von der Situation bei sich um die Ecke erzählen will: Erlenwein reagiert immer mit stoischer Ruhe, hört zu, unterbricht nicht und legt dann klar ihre Position dar. Nur einmal, als ein junger Mann „nur mal so wissen will,wo–s denn hier wohl Stoff gibt“ und ihr „auf den Zahn fühlen“ will, ob sie überhaupt Bescheid weiß, wovon sie redet — da wird sie kurz angebunden: „Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen!“ und legt kurzerhand auf. Für den, der konkrete Hilfe braucht, versucht sie die zu geben. Und: „Sie können mich auch gerne wieder persönlich anrufen.“ Den meisten bietet sie sich aber einfach nur als Gesprächspartnerin an: jemand, der zuhört. „Das ist den meisten das Wichtigste“, sagt sie. Das tut sie denn auch: so manche Zigarette, Marke Ultraleicht, verqualmt ungeraucht im Aschenbecher. Und dann dürfen auch Rentnerinnen über Rentenprobleme reden, andere über Schwierigkeiten mit der Miete. So streng will Roswitha Erlenwein nicht am Thema kleben. Das wäre auch gar nicht so einfach: fast jedeR AnruferIn fängt mit dem Thema Drogen an und kommt ohne Atempause zum Thema Asylanten. „Das ist das Thema im Moment. Und besonders ältere Menschen, die fühlen sich einfach bedroht.“ Ein wenig versucht sie, diese Angst zu nehmen, und: nein, sie sei nicht für rigoroses Abschieben, sondern in klaren Fällen für einen Stop schon an der Grenze. „Wir als CDU meinen dazu...“ Ab und an, pflichtgemäß, fällt dann doch dieser Satz.

Dem, der fordert, die Junkies müßten endlich weg von der Straße, antwortet sie: „Das Schlimme ist nicht, daß ich das Drogenproblem sehe, sondern daß es das gibt.“ Warum die nicht alle in den Knast kommen? „Da muß man unterscheiden zwischen Dealern und den Abhängigen. Denn das sind Kranke, denen auf jede Art geholfen werden muß.“ Wie sieht–s aus mit Freigabe? „Methadon ja — Freigabe nein. Das wäre eine Kapitulation.“

18 AnruferInnen, meist ältere Frauen, haben sich gemeldet. Und warum das Ganze? „Es ist für mich einfach wichtig, mit den Menschen direkt zu reden, ihre Ansichten kennnenzulernen.“ Ein Satz, den schon viele PolitikerInnen gesagt haben und den man den wenigsten glaubt. Ihr eher doch. Und so denkt sie auch gar nicht daran, das Kästchen rechts oben auf den einzelnen Gesprächszetteln auszufüllen. Das, wo drin steht „Geeignet für Mitgliederwerbung — ja — nein“.

Nach fast drei Stunden stehen noch immer fünf AnruferInnen auf der Liste. Mit denen wird Frau Erlenwein wohl morgen noch reden. „Und das, wo ich so ungern telefoniere.“ Wie bitte? „Ich beschränke mich so ungern auf das Akustische...“ Susanne Kaiser

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