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Hauskrach im 'Spiegel‘

■ Chefredakteur Funk verläßt das Nachrichtenmagazin

Hamburg (dpa/taz) — Schwere Wetter beim 'Spiegel‘: Wegen Meinungsverschiedenheiten „über die Spitzengliederung“ verläßt Werner Funk das Blatt in Kürze. Der Verlag teilte gestern lapidar mit, daß sich Funk und 'Spiegel‘- Herausgeber Rudolf Augstein „nach 23jähriger freundschaftlicher Zusammenarbeit“ getrennt hätten. Dem Vernehmen nach wird Funk der Abschied vom 'Spiegel‘ mit einer Sechs-Millionen-Abfindung versüßt — eine geradezu lächerliche Summe, kassiert Springers Ex-Vorstandschef Peter Tamm doch glatte 14 Millionen Mark für seinen Abgang. Die Nachfolge von Funk, der seit 1986 Mitglied der Chefredaktion war, gilt zur Zeit als offen. Im Gespräch ist Wolfgang Kaden aus dem Wirtschaftsressort.

Funk scheint seinem eigenen unersättlichen Machthunger zum Opfer gefallen zu sein. Im Frühjahr war er heftig darum bemüht, den zweiten Chefredakteur des Blattes, Hans Werner Kilz, kaltzustellen. Böse Zungen behaupten, Funk habe nicht nur das Amt eines alleinigen Chefredakteurs, sondern auch das des Geschäftsführers und dazu noch des Herausgebers angestrebt. In einem Brief an Geschäftsführer Augstein protestierten die Ressortleiter des Blattes gegen Funks Usurpationsgelüste. Augstein pfiff seinen aufstrebenden Chefredakteur daraufhin zurück. Der wird nach eigenen Angaben das Blatt nur noch in dieser Woche machen und bereits „in den nächsten Tagen“ ausscheiden. Was er künftig tun werde, wollte der ehemalige Chef des verlagseigenen 'Manager-Magazins‘ nicht verraten. Er habe einige, „darunter zwei aufregende“ Optionen, aber er habe sich noch nicht entschieden. „Vielleicht werde ich auch eine längere Pause machen.“

Bei Gruner&Jahr traut man dem nicht. Dort verbreitet bereits das Gerücht Furcht und Schrecken, Funk ziehe es in den Aufsichtsrat. Die Kollegen beim 'Stern‘ wird's freuen.

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