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Temperatursturz in Berlin

■ Gewitter am Freitag läutete trübes und wolkenverhangenes Wochenende ein/ In den nächsten Tagen werden in Berlin höchstens 24 Grad erwartet

Berlin. Das Gewitter, das sich am Freitag nachmittag so heftig über der Stadt entlud, zeigte auch am Wochenende noch Nachwirkungen. Wurden am Freitag noch Höchstwerte um 35 Grad registriert, sank die Quecksilbersäule am Samstag auf 27 und gestern gar auf 20 Grad. Dennoch zog es viele Ausflügler weg vom heimischen Herd, wenn auch die meisten der Natur mißtrauten und statt dessen lieber mal wieder ein Museum besuchten.

Hauptgesprächsthema blieb das freitägliche Unwetter. »Ich habe gedacht, diese riesigen Hagelkörner schlagen mir die Scheiben ein«, erzählt der 28jährige Matthias Weber, den das Gewitter ins Innere seines Fahrzeuges zwang. Die 25jährige Susanne Abel kam nicht ganz so glimpflich davon: Radelnd wurde sie von dem Unwetter überrascht und innerhalb von Sekunden klatschnaß.

Bei hochsommerlichen Temperaturen wurden die BerlinerInnen von heftigen Regenschauern und haselnußgroßen Eiskörnern überrascht. Wie es beim Meteorologischen Institut hieß, hätten die Gewitterwolken an diesem Tag bis in 12 Kilometer Höhe gehangen. Dort oben herrscht eine Temperatur von minus 55 Grad Celsius — da gefrieren die Wassertröpfchen der Gewitterwolken trotz des permanenten Auf- und Abwindes innnerhalb der Wolke leicht zu Eiskristallen. Die Eisklümpchen verbinden sich miteinander, bis ihr Eigengewicht sie als dicke Körner zu Boden stürzen läßt. Bei einer Geschwindigkeit von mehreren Metern pro Sekunde bleiben sie trotz der hohen Temperaturen am Boden bis zum Einschlag gefroren. Man könne jedoch erkennen, ob es sich am Himmel um potentielle Hagelwolken handele. Ist die Wolke wie ein Blumenkohl geformt, sei sie nicht vereist. Ein dünner Schleier an der oberen Spitze weise jedoch auf drohenden Hagel hin.

Das von heftigem Wind begleitete Hagel-Gewitter ging am Freitag zwischen 17.15 Uhr und 18.15 Uhr über dem Berliner Raum nieder. In vielen Bezirken dauerte der Spuk nur wenige Minuten — genug, um zahlreiche Dächer abzudecken, Bäume zu entwurzeln und unzählige Keller und Straßen meterhoch unter Wasser zu setzen. Im Wedding wurde ein Mann von einem umstürzenden Baum erschlagen. Die Feuerwehr leistete in einer Stunde rund 480 Einsätze und rief den Ausnahmezustand aus. Die Schäden belaufen sich auf mehrere hunderttausend Mark.

Allzugroße Hitze braucht auch in den nächsten Tagen niemand fürchten. Tiefausläufer sorgen für wechselhaftes Wetter bei Höchsttemperaturen zwischen 20 und 24 Grad. Heute ist es laut Wettervorhersage »teils heiter, teils wolkig, teils regenerisch«, die Quecksilbersäule steigt mühsam auf 24 Grad. Dafür können die Heuschnupfen-Opfer ihre Nase wieder in den Wind halten: Die Ozonwerte sind gering. maz

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