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SendungsBewußtsein

Berliner Ausstellung zeigt internationales Fernseh-Design  ■ Von Sabine Jaspers

Wenn NDR-Walroß Antje aus dem Bassin hervorlukt oder die SAT-1- Presenterin (früher sagte man Ansagerin) ihre sorgsam enthüllten Beine in eleganter Verschlingung zeigt — „nichts bleibt mehr dem Zufall überlassen, wenn es um die Philosophie, die ,Corporate Identity‘ eines Senders geht“, weiß Marion Cornelius vom Internationalen Design Zentrum Berlin (IDZ). Seit man in „haifischverseuchten Gewässern schwimmen muß“ — wie ZDF-Programmdirektor Oswald Ring die Fernsehkonkurrenz im Einschaltquotenkampf jüngst umschrieb — ist es für die TV-Anbieter um so wichtiger geworden, ein ganzheitliches Designkonzept zu entwickeln. Denn das klare Erscheinungsbilder für visuelle Identität sorgen und das Programm vom Publikum auf den ersten Blick erkennen lassen, hat sich bei Anstalten in aller Welt herumgesprochen. FernsehdesignerInnen freuen sich über die gute Auftragslage. SendungsBewußtsein heißt eine Ausstellung im Internationalen Design Zentrum Berlin, die erstmals Ansätze zur gestalteten Information im Fernsehen präsentiert.

Vom Sendersignet bis zum Studiodesign, vom Farbklima bis zur Designphilosophie veranschaulichen Videofilme in der kleinen, aber feinen Ausstellung die Erscheinungsbilder von zehn in- und ausländischen Programmanbietern: ABC New York, ARD, BBC London, DFF-Länderkette, Hessen 3, REDE GLOBO Rio de Janeiro, RTL plus, SAT.1, TV3 Catalunya und ZDF.

In den Kindertagen der Flimmerkiste standen bescheidene Anfänge: Eines der ersten Signets in unserem Fernsehen war die statische Darstellung eines Lichtpendels, das bei manchen noch heute wehmütige Erinnerungen an selige TV-Zeiten weckt: Das Markenzeichen der ARD. Erst einer der bekanntesten Designer nach dem Bauhaus, der kürzlich verstorbene Otl Aicher, verwandelte die „Ausstattung“ des ZDFs Anfang der Siebziger ins Corporate Design. Auch heute noch sind DesignerInnen von Rang und Namen in Sachen Sender-Outfit am Werke: Neville Brody hat beispielsweise die Optik des Pay-TV- Kanals „Premiere“ bestimmt.

Durch Computertechnik revolutioniert und durch den Wettbewerb mit den Privaten aufgerüttelt, nahm man bei der ARD 1984 eine dreidimensionale „Eins“ ins Programm, die aus den Signets der Landesrundfunkanstalten zusammengesetzt, die föderale Struktur des Senders repräsentieren soll. Computeranimationen gibt es auch bei den anderen in Hülle und Fülle. Für die Ausstellungsmacher eine Modeerscheinung, die durch die neuen technischen Möglichkeiten bedingt ist.

Auch wenn ein „gesundes, ausstrahlendes Tier“ wie Walroß Antje (O-Ton einer Videoinformation) identitätsstiftend wirkt, bieder erscheinen die Selbstdarstellungen aus deutschen Landen angesichts der ausländischen Konkurrenz. Die Glitzerproduktion des REDE GLOBO läßt Karneval assoziieren und BBC zeigt ein kreatives Feuerwerk. SendungsBewußtsein gibt es noch bis zum 29. September, Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr am Kurfürstendamm 60, 1000 Berlin 15.

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