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Heilsame Klärung

■ Langjähriger Streit zwischen Montagnier und Gallo um Entdeckung des Aids-Virus erhält neuen Auftrieb

Paris (dpa/taz) — Der langjährige Streit um die Entdeckung des Aids- Virus zwischen dem Franzosen Luc Montagnier und dem US-Forscher Robert Gallo hat in dieser Woche neuen Auftrieb erhalten. Der damalige Laborleiter Gallos, Virusforscher Mikulas Popovic, habe zugegeben, „Unregelmäßigkeiten“ begangen zu haben, als er den Artikel abfaßte, in dem die Entdeckung des Virus angekündigt wurde, berichtete Montagnier vom Institut Pasteur in Paris.

„Es ist schade, daß Herr Popovic nicht früher gesprochen hat“, sagte Montagnier, „das hätte viele unnütze Kontroversen vermieden, die uns viel Zeit gekostet und dem Ansehen der Wissenschaft geschadet haben.“ Nach einem Bericht der 'Chicago Tribune‘ soll Gallo seinen Laborchef darum gebeten haben, bei der Abfassung seines Berichtes keinen Bezug auf den Virus zu nehmen, den das französische Team den US-amerikanischen Kollegen einige Monate zuvor geschickt hatte.

Montagnier sprach jetzt von einer „heilsamen Klärung“. Der Virologe Popovic habe ihm vor 14 Tagen, während eines Aufenthaltes in Bethesda (USA), über die von Gallo gewünschten Änderungen informiert, sagte Montagnier. Nach seinen Angaben hat Popovic das Team Gallos vor zwei Jahren verlassen. Er sei heute arbeitslos.

Der Streit zwischen den beiden Forschern reicht bis zur Mitte der 80er Jahre zurück. Das Pasteur-Institut hatte Gallo 1985 mit der Begründung verklagt, er habe seinen Virus von Montagnier erhalten. Das Verfahren war zwei Jahre später außergerichtlich beigelegt worden. Damals einigten sich die Streitparteien darauf, die Einkünfte aus der Vermarktung der Aids-Tests zu teilen. Der Streit entbrannte jedoch in Veröffentlichungen und Stellungnahmen der beiden Professoren immer wieder.

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