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Der MDR vor der Tür

Beitritt des Mitteldeutschen Rundfunks löst Gerangel bei den Programmplätzen aus/ Alle Anstalten müssen Federn lassen  ■ Von Holger Bruns-Kösters

Der neugeschaffene Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) soll zum 1.1. 1992 der ARD beitreten. Darauf verständigten sich die Intendanten der ARD- Anstalten auf ihrer jüngsten Sitzung in Bremen. Doch mit dem Beitrittsbeschluß, den der Vorsitzende der ARD, der WDR-Intendant Friedrich Nowottny, der Presse vortrug, geht das Gerangel um Sendeplätze und Programminhalte erst los. Denn ab Januar soll der MDR fünf Prozent des Gesamtprogramms der ARD bestreiten. Und MDR-Intendant Udo Reiter strebt bereits für 1994 einen endgültigen Programmanteil des MDR von elf Prozent an. „Das ist der Realität ganz nah“, räumte Nowottny ein.

Intendant Reiter warnt vorsichtshalber schon mal vor der Erwartung, daß der MDR „das Fernsehen neu erfinden“ werde, und verspricht „kleine Akzente“ beim Unterhaltungsprogramm und einen Tatort im Januar. Am Herz liegen ihm aber auch „aktuelle politische Fragen“. Der scheidende Programmdirektor Fernsehen, Dietrich Schwarzkopf, hofft auf „neue Sendungen mit der besonderen Sichtweise der neuen Länder, neue Talente und neue Programmfarben“. Alte Sendungen und Köpfe werden verschwinden müssen. Doch darüber steht der große Streit noch aus. Für das nächste Jahr müssen alle Anstalten Federn lassen, so zum Beispiel der Sender Freies Berlin, dessen Anteil am Gemeinschaftsprogramm von 8 auf 6,5 Prozent gesenkt wird. Wenn auch Brandenburg der ARD beitritt und der NDR für das beitrittswillige Mecklenburg- Vorpommern mehr Sendanteile beantragt, dann werden die Verteilungskämpfe heftig werden. „Wir haben die schwierigste Übung noch vor uns“, gab Nowottny zu. Für die ganz kleinen Sendeanstalten, wie den Saarländischen Rundfunk oder Radio Bremen, kann diese Übung leicht zum Überlebenstraining werden. „Es bedarf einer gewissen Größe, um die Anstalten zu sichern“, gab Nowottny zu. hbk

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