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Die Seherin von Kreuzberg geht

■ Vera Gaserow verläßt nach 13 Jahren die tageszeitung

Ein halbes Leben für die taz: Von Anfang an, 13 Jahre lang, war sie dabei. Von der Gründung der „Tageszeitungsinitiativen“ und deren erster Nullnummer am 22. September 1978 bis zum 22. September 1991. Nun, am Sonntag, geht sie. Sie hat die Nase voll von Satzschlußstreß, dreckigen Kaffeetassen und vor allem von den löchrigen Lohntüten.

Wer soll denn nun, statt ihrer, eine bessere Behandlung der RentnerInnen, Flüchtlinge, Medikamentengeschädigten, MieterInnen einklagen? Wer, wenn nicht sie, soll jetzt die RaucherInnen in der taz mit einem einzigen strafenden Blick in den Boden versenken? Und wer soll uns die Zukunft voraussagen, wie sie es mit ihren prophetischen Gaben verstand? In Anspielung auf den damals kursierenden Spruch Fritz Teufels, eine linke Tageszeitung sei die „Frau meiner Träume“, schrieb Vera G. im Editorial der allerersten täglichen Ausgabe am 17. April 1979, als sähe sie die nächsten Jahre der Krisen und Stürme bereits klar vor sich liegen: „Für viele von uns ist die ,Frau meiner Träume‘ längst zum ,Mann meiner Alpträume‘ geworden.“

Im verflixten 13. Jahr verabschiedet sich der Mann ihrer Alpträume nun tieftraurig von Vera Gaserow. taz

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