: Vorolympische Buhlerei
■ Die IOC-Exekutive verläßt Berlin mit lobenden Worten
Berlin (dpa) — IOC-Präsident Samaranch kündigte an, daß künftige Olympia-Bewerber einen Bericht über ökologische Auswirkungen vorlegen müssen. Er bezeichnete dann Berlin als „starken Kandidaten“ für die Spiele 2000. Die Anti- Olympia-Demonstrationen hätten der Bewerbung nicht geschadet. „Wenn einige Leute nicht mit Olympischen Spielen einverstanden sind, müssen wir das akzeptieren“, sagte der IOC-Präsident.
Auch Bundespräsident von Weizsäcker warb für Berlin als Olympia- Kandidaten. In der Stadt sei die olympische Idee der Friedensspiele gut aufgehoben. Und der Regierende Bürgermeister Diepgen hielt sich ebenfalls nicht zurück: „Im Jahr 2000 wird diese Stadt nach einem Jahrzehnt des Aufbaus ein Friedensfest feiern.“
Die Zahl der vorläufigen Bewerber um die Spiele 2000 ist auf acht angestiegen. Neben Berlin wollen auch Sidney, Brasilia, Peking, Manchester, Kopenhagen, Mailand und Istanbul kandidieren. Die Bewerbungsfrist endet am 15. April 1992. Nach der Einschätzung von Samaranch werden dann „vier bis sechs ernsthafte Kandidaten“ übrig bleiben.
Am letzten Sitzungstag setzte die IOC-Exekutive einen Untersuchungsausschuß gegen Robert Helmick ein, der seit 1989 Mitglied des elfköpfigen Führungsgremiums ist. Ihm wird in den USA vorgeworfen, sein Amt als Chef des Nationalen Olympischen Komitees der Vereinigten Staaten mit seinen Geschäften verbunden und auf diese Weise 170.000 Dollar verdient zu haben. Helmick trat inzwischen zurück.
„Ich bin seit 25 Jahren IOC-Mitglied. Ich kann mich nicht an ähnliches erinnern“, sagte Samaranch zum Fall Helmick. Im IOC sind Überlegungen im Gange, einen Verhaltenscodex für IOC-Mitglieder zu entwickeln und geschäftliche Betätigungen im Zusammenhang mit dem olympischen Sport offenlegen zu lassen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen