Nur Vögeleien im Koppe und Schenkelklopfen

■ „Die Vögel“, erste Premiere in Bremerhaven: angestrengte Komik

Eine kleine Bühne mit mindestens 99 bunten Luftballons macht noch keinen Theaterabend, und ein ganzes Schauspiel-Ensemble zwei schweißtreibende Stunden als Federvieh auf der Bühne herumhampeln zu lassen, zeugt vom verzweifelten Versuch eines Regisseurs, mit Effekthascherei den scharfzüngig-derben Aristophanes aufzuputzen.

„Die Vögel“ als erste Schauspielpremiere des Bremerhavener Stadttheaters sollten offensichtlich Zeichen setzen. 'Bunt und gewagt' scheint die Devise des neuen Oberspielleiters Manfred Repp zu sein. Aber seine erste Inszenierung begräbt den „funkelnden, sprühenden, attischen Witz des größten Genies der Komödie“ (Programmheft) unter sanft säuselnden Musical- Klängen, deren Rentner-Combo- Charakter spätestens nach 10 Minuten unerträglich wird. Der Rest ist angestrengte Komik, viel nacktes Fleisch, männlich-weibliche Entkleidungsszenen auf Schenkelklopf-Niveau und statt Aristophanes eine „textliche Neufassung“, deren Qualität (soweit sie zu verstehen war) jeden Pennäler-Spruch glatt unterbot. „Ein Vogel müßte man sein“, sagt einer. Antwortet ein anderer: „Er hat im Koppe nichts als Vögeleien.“

Die Vögel, die von den Menschen hereingelegt werden und freiwillig auf ihre Freiheit verzichten, sind in diesem Fall ein Bild für ein Ensemble, das sich wie Federvieh rupfen und zum Geflügel machen läßt. Ein Aufstand der Spielerinnen wäre die angemessene Antwort auf diese Zumutung. Sie sollten ihrem Regisseur einfach davonfliegen.

Hans Happel