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Wie die Kultur sich der Sparkasse beugte

■ Sparkassen-Vorstand Nölle will nichts mehr sagen / Grüne: „dreister Erpressungs versuch“

Pannen gibt es überall Foto: Jörg Oberheide

Noch „vor der Wahl“, so erklärte gestern Helga Trüpel, grüne Bürgerschaftskandidatin und Kulturpolitikerin, erwarte sie Stellungnahmen der Kulturbehörde und auch der Sparkasse zu dem in der taz dokumentierten Sparkassen- Brief. (vgl. taz 21.9.) Ein „dreister Erpressungsversuch“ sei das Schreiben, in dem die Sparkasse dem Überseemuseum mit finanziellen Nachteilen drohte, wenn der Kartenverkauf für „Schätze aus dem Kreml“ nicht auch über die Sparkassen-Tochterfirma „Ticket-Service-Center“ (TSC) verkauft wird. Der CDU-Kandidat Nölle werbe für einen neuen Politikstil und prangere den „Bremer Filz“ an, stecke aber offenbar mittendrin: „Von einer neuen Qualität im Politikstil kann bei Herrn Nölle keine Rede sein.“

Die CDU-Sprecherin teilte gegenüber dpa mit, Nölle wolle sich zu den Vorwürfen nicht äußern.

Auch der Leiter der Kulturabteilung, Dieter Opper, hatte nur abgewunken: die Sache sei für ihn „erledigt und eine Stellungnahme dazu überflüssig.“

Im Frühjahr 1991 hat der Fall den Abteilungsleiter Opper einige Zeit gekostet. Schon zwei Monate vor dem in der taz dokumentierten Sparkassen-Brief, so erinnert sich Ausstellungs-Projektleiter Jochen Stührmann, hatte Opper erklärt, Sparkassen- Vorstand Nölle habe sich wegen des Kartenverkaufs bei der Kulturbehörde beschwert.

Aus welchen geschäftlichen Überlegungen er den Kartenverkauf für die Kreml-Ausstellung nicht von dem Bremer TSC, sondern von dem überregionalen Verkaufs-Netz START organisieren lassen wollte, hat Stührmann im Dezember 1990 dem städtischen Kulturvertreter Opper in einer ausführlichen Notiz noch einmal aufgeschrieben. Gegenargumente kamen nicht — Stührmann: „Es war klar, daß da nicht die Argumente zählen.“

Ein zentrales Argument des Überseemuseums: Der überregionale Kartenverkauf ist für diese Ausstellung von überregionaler Bedeutung entscheidend, das bremische System TSC ist nicht mit dem überregionalen System START vernetzbar.

Auf dieses Argument kann insbesondere der Sparkassen-Vorstand Nölle nicht gut zu sprechen sein. Denn die Kartenverkaufssysteme anderer Städte, etwa „Select Ticketing“ in Berlin, hat selbstverständlich eine Schnittstelle mit START und ist auch in der Präsentation für die Kunden sehr viel praktischer und moderner als TSC. Als 1988/9 die Entscheidung in Bremen für das TSC-Modell fiel, gab heftige Kritik auch an der Systementscheidung. Aber Nölle hatte den Gutachter besorgt, der sich für das TSC-System ausgesprochen hatte. Die Sparkasse, vertreten durch Ulrich Nölle, setzte sich durch und übernahm mit 80 Prozent der TSC-Anteile das finanzielle Risiko.

Denn es war absehbar, daß die von der Stadt als Subvention gewährten 1,9 Millionen Mark als laufender Zuschuß nicht ausreichen würde. Die Sparkasse mußte schon damals 490.000 Mark hinzugeben, die Stadt machte ihre Subvention im März 1989 schließlich von einer „Patronatserklärung“ der Sparkasse für alle weiteren TSC-Verluste bis 1994 abhängig.

Allein in 1990 hatte Bremen 900.000 Mark für die Defizite des TSC zugeschossen. Peter Brandt, Geschäftsführer bei TSC: „Damit kommen wir nicht aus.“ Aber 1991 fließen nur noch 550.000 Mark aus dem Staatshaushalt in die TSC-Kasse.

Und so muß sich Sparkassen- Vorstand Nölle im Jahre 1991 höchstpersönlich mit dem Kartenverkauf einer Überseemuseum-Ausstellung befassen, um die Defizite des TSC einzudämmen. Kulturstaatsrat Reinhard Hoffmann war im Frühjahr über den Sparkassen-Brief höchst verärgert, akzeptierte aber damals ihre Interessenlage und veranlaßte das Überseemuseum, sich dem Willen der Sparkasse zu fügen. K.W.

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