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Pusdorf: „Aussiedlerintegration aufgegeben“

■ Was Wedemeier beim Kaffee versprach, wird jetzt weggebaggert / Baugesellschaft will nicht

Pusdorfer Idylle nichts für Häuslebauer?Foto: Jörg Oberheide

„Wir sind keinem darüber Rechenschaft schuldig, was wir in der Blexer Straße bauen“, wettert Detlef Knust, Geschäftsführer der Beamten Bau Gesellschaft (BBG). Knust fühlt sich von einer Pusdorfer Bürgerinitiative angemacht. Die Initiative dagegen fühlt sich von der BBG verschaukelt. Es geht um die Bebauung in der Blexer Straße. Dort heben Bagger seit letzter Woche Baugruben aus — aber ganz anders als verabredet, behaupten die AnwohnerInnen. Sie sind „stocksauer“, weil die Behörden ihr Versprechen nicht einhalten, gemeinsam mit den Anwoihnerinnen eine „sozialverträgliche Ansiedlungspolitik“ zu entwickeln.

Vor gut einem Jahr hatte die

Pusdorfer Bürgerinitiative mit öffentlichen Aktionen dafür gestritten, daß 1.000 Aus-und Übersiedler nicht konzeptlos in ihren Stadtteil gepfercht werden. Die Aktivitäten trieben Sozialsenatorin, Bauplanungsamt und Ortsamt an einen Tisch. Heraus kam ein „Integrationskonzept“. Kernstück sollte eine gemischte Bebauung in der Blexer Straße sein, mit 14 Dreifamilienhäuser für Aus-und Übersiedler, 13 Eigentumsreihenhäuser und 40 Mietwohnungen im sozialen Wohnungsbau. Die Bauträgerin BBG legte entsprechende Pläne vor. Selbst Bürgermeister Klaus Wedemeier versicherte den PusdorferInnen noch im Frühjahr bei Kaffee und Kuchen, daß ihre Vor

stellungen berücksichtigt werden.

Doch die BBG hat sich inzwischen stillschweigend von den geplanten Eigentumshäusern verabschiedet. „In Woltmershausen besteht gar kein Bedarf an Einfamilienhäusern, das können die Leute dort gar nicht bezahlen!“, sagt Detlef Knust. „Für ein Einfamilienhaus kann man drei Wohnungen bauen. Die werden dringend benötigt. Das ist ein viel besserer Effekt für den Wohnungsmarkt.“

„Die BBG hat die Häuser nie wirklich gewollt“, behauptet Karin Tutein von der Bürgerinitiative Blexer Straße. Für sie und ihre MitstreiterInnen hätten die Häusle eine stabilisierende Funktion in der Wohngegend haben sollen, gegenüber der großen Fluktuation in Mietwohnungen. Durch die fehlende Mischung beider Wohnformen kann sich kein günstiges Wohnklima entwickeln, so Tutein.

Laut Knust fanden sich, trotz Bemühungen der BBG, einfach keine InteressentInnen für die Einfamilienhäuser. Die AnwohnerInnen werfen der BBG dagegen vor, daß sie Interessierten „gar keine Chance ließ, sich für einen Kauf zu entscheiden.“ Auch Knust bestätigt, daß im Sommer etwa 160 potentielle Bauwillige um Unterlagen gebeten hätten. Übrig blieben drei. Karin Tutein: „Die Kästen, die dort vorgeschlagen wurden, hätte ich auch nicht gekauft. Ihrer Meinung nach sind die Häuser zu klein und zu teuer (89 Quadratmeter für 250.000 bis 280.000 Mark) und falsch und „lieblos“ konzipiert. Die BBG habe zwar „getan, was sie unbedingt tun mußte“, aber: „ Das Konzept ist offensichtlich nur ein Trick gewesen, um die Anwohner bis zur Wahl zu beruhigen.“ asp

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