piwik no script img

Führ wahr, mich gruselt's

■ betr.: "Das Grusel Alphabeth"

betr.: „Das Grusel Alphabeth“ (Die Wahrheit)

[...] Was das Gruselalphabeth betrifft: ein „Ausrutscher“ in 26 Folgen ist keiner mehr, da hat die Sache ja wohl System. Abgesehen davon, daß diese pubertären Reime bereits vor 15 Jahren im Wortlaut an hessischen Schulen kursierten — glaubt die taz allen Ernstes, das richtige Forum für solcherlei Zynismus zu sein? Was um alles in der Welt soll daran witzig sein, wenn Frauen verbrannt wurden und werden, wenn Kinder sich an Medikamenten vergiften und so weiter? „Alltag ist nun mal überwiegend banal und böse“, schreibt da eine Leserin. Da ist was dran. Nur: Muß man sich für die einfallslose und affirmative Illustration von Banalitäten und Boshaftigkeiten täglich die teuerste Tageszeitung der Bundesrepublik leisten? [...] Christine Kruse,

Frankfurt am Main

Daß von der taz aus moralischer und politischer Sicht — aus linker Perspektive — nichts mehr zu erwarten ist, das ist ja keine Neuigkeit. Während das „Grusel Alphabeth“ nur Ekel hervorruft, kommt einem das Gruseln bei den LeserbriefschreiberInnen, welche sich bemüßigt fühlen, den Dreck auch noch vor zu Recht wütenden LeserInnenbriefen in „Schutz“ zu nehmen. Ihr seid dem 'Bild‘-Mob nicht nur auf der Spur, er sitzt bei Euch in der Redaktion. Sind werbewirksame „Judenwitze“ noch verpönt, so halt, mit „fröhlichem“ Halali, auf zur Parkhausvergewaltigung. Ihr habt sie doch nicht mehr alle! Michael Dietiker, JVA Butzbach

Die Wahrheit ist, daß Frauen zu Beginn der Neuzeit gequält wurden, indem man/n sie in Tonnen steckte, fesselte, folterte — und verbrannte. Nach neueren Forschungsergebnissen können das im Laufe von 400 Jahren bis zu neun Millionen Frauen gewesen sein. Nur wenige Männer waren betroffen.

Auch viele Nonnen waren unter den Opfern, die nach Vergewaltigungen durch Mönche der umliegenden Männerklöster der Teufelsbuhlschaft beschuldigt wurden. Funde von Säuglingsskletten auf dem Gebiet ehemaliger Frauenklöster sprechen hier eine deutliche Sprache.

Die Folterwerkzeuge aus der Zeit der Frauenausrottungn wurden von Himmler aus den Museen geholt, um sie an den „Untermenschen“ seiner Zeiten zu „erproben“.

Daraus ergeben sich die Themen für die folgenden Buchstaben: Scheiterhaufen, Zuchtmaßnahmen in den Konzentrationslagern, Todeskampf von Aidskranken (wegen Sexualität), Panzer gegen Demonstranten. Ich bin schon sehr gespannt, was sich die Spätpubertierenden der taz noch trauen.

Nachdem mir das Lay Out schon täglich eine rechte Zeitung ankündigt, werde ich auch zunehmend inhaltlich entsprechend bedient. Fürwahr, mich gruselt's. Renate Wußing, Braunschweig

Euer „Grusel-Alphabet“, welches sich meistens durch nicht vorhandene Originalität auszeichnet, ist in der Ausgabe vom Montag, dem 23.9. voll daneben — geschmacklos und zynisch wird die hohe Zahl der Kinderverkehrsunfälle für den Buchstaben „R“ ausgeweidet. Man/ frau kann nicht einerseits solidarisch zum Beispiel über die Aktionen der Anwohner in der Hamburger Stresemannstraße berichten und gleichzeitig eine solche „witzige“ Verarschung des Problems vom Stapel lassen. Als Vater eines fast zweijährigen Sohnes, der sich als Großstadtbewohner leider noch sehr viel (bereichtigte) Angst um dessen Wohlergehen im Straßenverkehr machen muß, verbitte ich mir in Zukunft solche „Witzchen“. Peter Vent, Bremen

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen