: Moskauer Kühle gegen Havanna
■ Sibyllinische Versprechungen des sowjetischen Vizeaußenministers in Kuba
Havanna (ips) — Die Verhandlungen über den Abzug der sowjetischen Truppen aus Kuba haben begonnen. Am Wochenende hielt sich der stellvertretende sowjetische Außenminister Valeri Nokolajenko in Havanna auf, am Montag reiste er nach Washington weiter. Trotz freundlicher diplomatischer Formulierungen gibt es nach wie vor keine Einigung zwischen Havanna und Moskau.
Nikolajenko berichtete, er sei bei seinen Gesprächspartnern auf „Verständnis“ für den am 11. September bekanntgegebenen sowjetischen Entschluß eines Truppenabzugs gestoßen. Havanna besteht aber weiterhin darauf, den Abzug mit einer Räumung des US-Flottenstützpunktes von Guantanamo auf Kuba zu verknüpfen — was Moskau ablehnt. Nach offiziell nicht bestätigten Berichten könnten nun Außenminister Boris Pankin im Anschluß an seinen Besuch der UN-Vollversammlung in New York nach Havanna reisen, um die Frage zu klären.
Im Bemühen, die Konsequenzen des Truppenabzugs zu entschärfen, versicherte Nikolajenko am Montag in Havanna, die Wirtschaftsbeziehungen zwischen beiden Ländern würden „auf der Basis gegenseitigen Vorteils“ aufrechterhalten bleiben. Der Minister bezog sich dabei auch ausdrücklich auf die sowjetischen Erdöllieferungen an Kuba. Zugleich sprach er aber auch von einer „Deideologisierung“ der Beziehungen.
Die Zusammenarbeit auf militärischem Gebiet würde „unter dem Gesichtspunkt der Selbstverteidigungsfähigkeit der Insel“ fortgesetzt werden, sagte der Vizeaußenminister. Dabei müsse aber die Entscheidung der sowjetischen Regierung, keine Waffen in Konfliktregionen zu liefern, in Rechnung gestellt werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen