Auch Berliner werden mehrere Hauptverkehrsstraßen blockieren

Berlin (taz) — Aktionen nach dem Vorbild „Überall ist Stresemannstraße“ finden jetzt auch in Berlin statt. Parallel zu den für kommenden Freitag in Hamburg angekündigten Blockaden von Verkehrsachsen werden Anwohner und Initiativen in der Hauptstadt mindestens drei Straßen sperren. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club Berlin (ADFC, 5.000 Mitglieder) überlegt auch, nach Unfällen mit Todesopfern die betroffenen Straßen „dicht“zumachen.

In Berlin war Anfang September ähnlich wie in der Hamburger Stresemannstraße ein siebenjähriger Junge von einem abbiegenden Lastwagen überrollt worden. Der ADFC wird zusammen mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) den Unfallort am Tempelhofer Damm blockieren. Sie fordern eine flächendeckende Einführung von Tempo 30. Nur auf etwa 10 bis 20 Straßen soll Tempo 50 erlaubt bleiben. Anwohner, bezirkliche Bürgerinitiativen und das Bündnis 90/Grüne wollen gleichzeitig die Bülowstraße im Bezirk Schöneberg lahmlegen. Ecke Potsdamer Straße gab es im vergangenen Jahr 135 Unfälle, ein Mensch starb. In Prenzlauer Berg wollen etwa 100 Eltern die Dunckerstraße sperren. Diese Aktion soll sogar am Montag fortgesetzt werden. Sie fordern eine Ampelanlage zur Sicherung der Schulwege. Bisher sind von der Polizei nur eine Fußgängerinsel und Tempo 30 zugesagt worden. Zu den Aktionen hat der „Arbeitskreis Verkehr und Umwelt“ bundesweit aufgerufen.

Bisher reagiert Verkehrssenator Herwig Haase (CDU) noch nicht auf die angekündigten Proteste. Den Unfallzahlen, die besonders im Ostteil der Stadt rapide steigen, begegnet der Senator mit einem verstärkten Ampelbau — Maßnahmen wie Straßenrückbau, verschärfte Geschwindigkeitskontrollen oder die Einführung von Tempo 30 erwägt er nicht. Haases Verwaltung will sogar in über 50 Straßen Tempo 30 aufheben und Busspuren reduzieren. diak/mat