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Pro Asyl: Kohl muß Flüchtlinge besuchen

■ Mehr Aggressivität in Sammellagern befürchtet/ Emotionale Bundestagsdebatte

Frankfurt/Bonn (ap/dpa) — Die Flüchtlingshilfeorganisation Pro Asyl hat Bundeskanzler Helmut Kohl aufgefordert, zum Tag des Flüchtlings am 4. Oktober eine Asylbewerberunterkunft zu besuchen und sich damit auf die Seite der Schutzbedürftigen zu stellen.

Der Sprecher des Vereins, Pfarrer Herbert Leuninger, äußerte am Mittwoch in Frankfurt/Main die Befürchtung, daß die Fremdenfeindlichkeit nicht mehr steuerbar die ganze Republik erfassen könne.

Er forderte, die „verheerende Asyldiskussion“ zu beenden, die er mitveranwtortlich für Ausschreitungen gegen Ausländer machte.

Rechtsextremisten fühlten sich zur Gewalt legitimiert, wenn sie nicht auf Widerstand in der Bevölkerung träfen. Die Vorschläge von Politikern, Sammellager für Asylbewerber einzurichten oder Ausländerwohnheime einzuzäunen, wies Pfarrer Leuninger zurück. Solche Maßnahmen würden die Aggressionsbereitschaft erhöhen. Asylverfahren könnten nach Ansicht der Organisation beschleunigt werden, indem die Flüchtlinge statt zwei- nur einmal angehört werden und die zuständigen Behörden rascher arbeiten.

In einer emotionsgeladenen Debatte hat der Bundestag die Ausschreitungen der letzten Wochen verurteilt und vor Rechtsextremismus gewarnt. Der SPD-Abgeordnete Otmar Schreiner aus Saarlouis beschuldigte die CDU, „nationalistische Stimmung“ zu schüren. Scharf griff er CDU-Generalsekretär Volker Rühe an und sagte, auch „Schreibtischtäter seien Täter“. Um parteitaktischer Vorteile willen provoziere die CDU eine „Politik der verbrannten Erde“.

Die FDP-Generalsekretärin und designierte Ausländerbeauftragte Cornelia Schmalz-Jacobsen sagte unter Hinweis auf das negative Auslandsecho: „Wir bewegen uns 46 Jahre nach Adolf Hitler auf sehr dünnem Eis.“ Schmalz-Jacobsen bedauerte, daß die Ausschreitungen in Hoyerswerda „Volksfestcharakter“ gehabt hätten.

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