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Ausländerbeauftragter doch noch gefeuert

Magdeburg (taz) — Im Magdeburger Sozialministerium knallten am Dienstag die Sektkorken, denn im Ausländerreferat gab's Grund zum Feiern: Nach nur gut zweiwöchiger Dienstzeit mußte Sachsen-Anhalts umstrittener Ausländerbeauftragter Josef Gruber schon wieder seinen Hut nehmen.

Nicht zum ersten Mal. Erst vor wenigen Wochen war er von Sozialminister Werner Schreiber (CDU) wegen „erwiesener Unfähigkeit“ gefeuert worden. „Ein sehr netter Mensch, aber fachlich und politisch total überfordert“, urteilte ein Mitarbeiter des Sozialressorts.

Regierungschef Werner Münch (CDU) suchte nach neuen Aufgaben für den Geschaßten. Der Ministerpräsident war bemüht, die fürstlichen Ruhestandsbezüge für einen gefeuerten Staatssekretär zu sparen. Als Ausländerbeauftragter sollte Gruber weiterhin sein Staatssekretärsgehalt B9 kriegen — und damit der bestbezahlte Ausländerbeauftragte der ganzen Republik werden. Su gut wie alle anderen werden nach B2 entlohnt.

Und noch in einer anderen Angelegenheit unterschied sich Gruber von seinen Kollegen. Weil er bei Sozialminister Schreiber keine Sonne mehr gesehen hätte, siedelte Münch das Amt des Ausländerbeauftragten beim Innenressort an. Sehr zum Unwillen der anderen Ausländerbeauftragten. „Damit ist dasselbe Ministerium, das Asylsuchende abschiebt, auch für deren soziale Betreuung zuständig“, grollten die Ausländerbeauftragten der Länder und wollten ihn nicht in ihren Reihen haben.

Groll empfanden auch die Mitarbeiter des Ausländerreferats im Sozialministerium. Sie wollten eher arbeitslos werden, als Gruber ins Innenressort zu folgen.

Aber dieses Revirement hat sich jetzt erledigt. „Herr Gruber ist sich zu schade, stets in der öffentlichen Diskussion zu stehen“, verkündete der stellvertretende Regierungssprecher Gerd Dietrich. „Er strebt eine Tätigkeit außerhalb Sachsen-Anhalts an.“

Womit sich auch der Umzug des Ausländerreferats ins Innenressort erledigt habe. Eberhard Löblich

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