Kunstlicht: Häuserläufer, Pestreiter und ein Bremer Sohn

Das Hirn hechelt von der dünnen Luft der Konzepte, die Augen tränen vom subtilen Farbauftrag, die Beine schmerzen von der Wanderung: Sie kommen, keine Frage, aus dem Neuen Museum Weserburg. Labung und Trost gibt eine Ausstellung, die vis-a-vis in der Galerie für aktuelle Kunst (GAK) läuft: Der erfolgreiche Autodidakt, Ex-Rangierer der Deutschen Reichsbahn, Ex-Kneipier, Ex-Friedhofsgärtner Volkmar Schulz-Rumpold wird hier präsentiert. Seine „Häuserläufer“, „Innenläufer“, Kopffüßler, verlorenen Möwen und Fische, seine stationenreiche Passionsgeschichte voller bemalter Kreuze und inszenierter Jesusse (“Jesus Christeus als Gewichtheber“) eröffnen eine Welt voller Schrecknisse und Bedrängnisse. Seine großformatigen Bilder beherbergen schwarz umrissenen Figuren auf dramatisch bunten Gründen, die in ihrer „Bannung“ fast schon wieder harmlos wirken mit ihren großen runden Augen und ihrer „naiven“ Form. Müßte man, so würde man Schulz-Rumpold zwischen den Naiven und der Art Brut ansiedeln, doch glaubt man Prof. Andreas Frazke, der ein schönes Buch über den Künstler geschrieben hat (Karl Kerber-Verlag), so bedient sich Schulz-Rumpold nur bei sich selbst, aus sich selbst. Möglicherweise authentische Kunst, auf jeden Fall auf- und anregend für FreundInnen einer vitalen Kunst. (Teerhof, bis 27.Oktober)

Das Kupferstichkabinett in der Kunsthalle zeigt, seinem Namen zum Trotz, dieser Tage einen Teil des Holzschnittwerks von Albrecht Dürer. Es handelt sich um Teile der Klugkist- Sammlung der Kunsthalle, in einem ersten Teil (bis 3.11.) die „Große Passion“ und die „Apokalypse“, danach die „Kleine Passion“ und das „Marienleben“. Bekanntestes Motiv sind die vier apokalyptischen Reiter der Johannes- Offenbarung, Krieg, Hunger, Pest und Tod (um 1495), Illustrationen für eine Bibel. Sonja Brink hebt in ihrem Begleittext die überaus feinen Schraffierungen hervor, die den Holzschnitt in der Qualität an einen Kupferstich heranreichen lassen und eine gute räumliche Wirkung erzielen. Die Dürer-Drucke waren, dank des gut funtionierenden Händlernetzes von Nürnberg, schon sehr schnell populär und gefragt. (Kunsthalle, bis 3.11.;

II.Teil 5.11.-2.1.92)

Bremen hat wieder einen Sohn, auf den es stolz sein kann: Joachim Manz, Bildhauer, kommt 1992/93 in den Genuß eines Villa Massimo-Stipendiums in Rom. Bundesweit ist er einer von zwölfen, für Bremen ist er der fünfte, der das begehrte Stipendium erhält (nach Sotrop, Knoop, Hartmann und Neumann). Die Villa wird vom Bindesinnenminister unterhalten, die Kosten des Aufenthalts trägt Bremen. In Bremen ist Manz mehrfach „im öffentlichen Raum“ verteten. Bus