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LehrerInnenfortbildung-betr.: "Teure Schule auf dem Prüfstand", "Lehrer sind ohne Schuld" (Hoppe), "Er tritt nicht zurück" (Schwier), taz vom 19.9.91

betr.: „Teure Schule auf dem Prüfstand“, „Lehrer sind ohne Schuld“ (Hoppe), „Er tritt nicht zurück“ (Schwier),

taz vom 19.9.91

Schade, daß nicht alle 40.000 ArbeitnehmerInnen im Schulbereich, die in Nordrhein-Westfalen in der GEW organisiert sind, auch taz-LeserInnen sind. Sie würden und müßten spätestens nach der gelungenen Gegenüberstellung der Interviews mit ihrem Vorsitzenden Hoppe und ihrem obersten Dienstherrn Schwier nämlich nicht den Rücktritt Schwiers, sondern den Rücktritt Hoppes fordern.

Hoppe begeht öffentlich Verrat an lang und mühsam erkämpften und leider noch nicht ganz erreichten Zielen der GEW und des DGB, zum Beispiel Fortbildung zu gleichen Teilen der Unterrichts- und unterrichtsfreien Arbeitszeit zuzurechnen. Wobei es sich bei Fortbildung nur um die Erreichung berufsangebundener Qualifikationen handelt: Der DGB strebt — noch erfolglos — sogar die Weiterung auf Bildungsurlaub für Beamte an, der ja bekanntlich nicht berufsfeldbezogen sein muß.

Das uralte und unwiderlegte Knight-Wegenstein-Gutachten weist für LehrerInnen eine durchschnittliche Arbeitsbelastung von über 45 Wochenstunden aus — die SchülerInnenferien eingearbeitet, also bei einem Urlaubszugeständnis von vier Wochen! Und in denen soll laut Hoppe dann Fortbildung für 156.000 LehrerInnen stattfinden? Hoppe verstößt damit („...hat mit uns nichts zu tun. Das ist ein organisatorisches Problem“, „...wie das geschieht, ist Sache der Schulaufsichtsbehörden...“) gegen Satzungsbeschlüsse der GEW.

Hoppe scheint auch in anderen Gebieten von keiner Sachkenntnis getrübt: Das Kienbaum-Gutachten ist ein Gutachten, keine Maßnahme. Was ist ein „zersplittertes“ Schulsystem? Die Problematik müßte er erst mit seinen GewerkschafterInnen ausdiskutieren — unter Aspekten wie Menschenbildung und Bildungspolitik.

Schule darf keine Massenmenschhaltung und Wissenseintrichterungsfabrik werden (Kienbaum: „input an Lehrern... Schule...output an Schülern“). Lore Lovens, Schülermutter, qualifizierte LehrerInnen wünschend, Leserin des gesamten Kienbaum-Gutachtens, Grundschullehrerin, LehrerInnenaus- und -fortbilderin, seit über 20 Jahren aktive Gewerkschafterin, Personalrätin ...und das alles rund um die Uhr.

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