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Steigerung ins Mittelmaß

■ Die Kickerinnen von Tennis Borussia verpaßten beim 0:0 gegen den SSV Schmalfeld die Chance, als einzige Berliner Erstliga-Elf einmal zu gewinnen

Charlottenburg. Die Tabellensituation der Borussinnen ist nach nur vier Spieltagen schon eine trostlose: 1:7 Punkte, 4:9 Tore, das Bundesliga-Versagersyndrom Berliner Fußballmannschaften scheint geschlechtsübergreifend zu sein. Der Gegner, der Tabellensiebte SSV Schmalfeld, hatte allen Grund zum Optimismus — sogar eigene Fans hatte er mitgebracht, drei äußerst alkoholisierte ältere Herrschaften in aufgeräumter Schweinestimmung — ansonsten war's zuschauermäßig eher dünn besucht, gerade 98 Personen inklusive Kleinkinder tummelten sich im Mommsen-Stadion. Das Spiel begann mit einer guten Chance für die Berlinerinnen. Susan Meßinger passte auf die Torschützenkönigin Ardahanli (sie erzielte drei der vier Borussen-Tore der Saison), aber die Schmalfelder Torhüterin stand genau richtig. Auf der anderen Seite glänzte Nationalkeeperin Manuela Lütke, denn die Gäste waren in der Anfangsphase durchaus überlegen.

Dann aber wurde es ein ziemlich dröges Scheißspiel, mit vielen Fehlpässen, verkorksten Ballannahmen, dämlichen Flanken und riskanten Rückgaben. Die Zuschauer trösteten sich mit dem Gedanken, daß alles noch viel schlimmer kommen könnte: »Warum fallen die bloß immer hin? ... Schlechte Kondition ... Wart ab, in der 2. Hälfte fallen se nur noch!« Die Berliner Trainerin Streuffert wanderte ziemlich resigniert und ketterauchend die Seitenlinie entlang, was sollte sie auch tun angesichts der völlig alleingelassenen Ardahanli, die zwar immer wieder anzugreifen versuchte, aber genauso oft hinten in der Abwehr aushelfen mußte? Nach der Pause begann TeBe druckvoll, griff früher an und hatte bessere Torchancen, konnte aber immerhin drei Eckstöße innerhalb von fünf Minuten nicht weiter verwerten... Warum sich die Berlinerinnen bei eben diesen Ecken in Zweiergrüppchen über die gesamte Spielhälfte verteilten, ohne allerdings auch nur den Versuch zu machen, den Ball zu bekommen, bleibt ein Geheimnis. Die drei verhinderten Trainer aus Schmalfeld gaben derweil allerlei Anweisungen: »Los jetzt, der Keeper muß gleich mit ins Tor reinfliegen«, die aber, vielleicht aufgrund des alkoholbedingten Nuschelns, ungehört verhallten.

Die Schmalfelder Chancen häuften sich wieder, die Berliner Abwehr reagierte konfus, hin und wieder rafften sich die Berliner Damen nochmal auf, wurden allerdings von der Mannschaft um Europameisterin Frauke Kuhlmann lässig abgewehrt. Nach dem Spiel gab es dann auch bloß exakt zwei Klatscher, der Gästetrainer Fokke war ziemlich unzufrieden, bescheinigte aber den Borussinnen weitaus stärker zu sein als die Vorjahresauf- und gleich wieder -absteigerinnen aus Neukölln.

Von den Zuschauern wurde zwar insgesamt eine deutliche Leistungssteigerung der Berlinerinnen festgestellt, aber bei dem grauenvollen Gekicke mag man sich gar nicht vorstellen, wie es vor einigen Wochen gewesen sein muß. Elke Wittich

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