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Ein Garant architektonischer Stabilität

■ Neuer 50-DM-Schein mit Balthasar Neumann/ Dem Geehrten ist nie ein Gebäude eingestürzt

Berlin (taz) — Am heutigen Montag präsentiert die Bundesbank in Würzburg den neuen 50-Mark-Schein. Vornehmlich in oliven und braunen Tönen wird auf der Vorderseite ein Porträt des barocken Baumeisters Balthasar Neumann (1687-1753) und auf der Rückseite sein Werk (mit drei Rißzeichnungen) präsentiert. In der Tasche liegen wird uns Neumann vermutlich so lange, wie es noch 50-Mark-Scheine gibt. Wenn in zehn oder auch zwanzig Jahren die Euro- Währung Ecu in der Bundesrepublik eingeführt werden sollte, werden vermutlich andere Motive als solche aus der deutschen Geistesgeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts angesagt sein.

Die neuen Köpfe wurden von einer dreiköpfigen Historikerkommission ausgesucht, anschließend von ausgewählten Künstlern gestaltet und dann von einem vierköpfigen Sachverständigengremium begutachtet, dem Graphiker und auch ein Wahrnehmungspsychologe angehören. Weil einige der Banknoten, die im nächsten Jahr ausgegeben werden, erst zum Jahresende ihre engültige Gestaltung erfahren, wahrt die Bundesbank über die Mitglieder des Sachverständigengremiums noch Stillschweigen — sie sollen nicht durch öffentliche Diskussionen beeinflußt werden.

Skurrilerweise hatte Balthasar Neumanns Werk gerade in dem Bereich, für den ihn die Bundesbank jetzt ehrt — die Architektur —, keinerlei wirkungsgeschichtliche Bedeutung. Er gilt als letzter großer Baumeister des Barock, doch seine Formensprache und seine Problemlösungen bei der Überwölbung immer größerer Räume wurden mit dem Beginn des Rokoko schlichtweg gegenstandslos.

Sein riesiges technisches Wissen konnte Neumann fast ungehindert einsetzen, Aufträge gabe es genug. Denn er arbeitete hauptsächlich für die Fürstbischöfe von Würzburg, die der Schönborn-Dynastie angehörten — und die waren nach eigener Einschätzung vom „Bauwurm“ besessen. Nachfolger hatte Neumann nicht, weil sich etwa ab der Zeit seines Todes die Bedürfnisse der Bauherren änderten (siehe Interview). Heutzutage scheint der ästhetische Reiz des Barock vor allem in der verschwenderischen Üppigkeit zu liegen, mit der seine Residenzen und Kirchen, Treppenhäuser und Altäre ausgestattet sind.

Als in den 60er Jahren (dieses Jahrhunderts) das Treppenhaus der Würzburger Residenz gesichert werden mußte — es gehört zu den Motiven auf der Rückseite des 50-Mark- Scheins —, staunte selbst die Fachwelt. Denn Neumann hatte die Lasten von Gewölbe, Fußböden, Dachstuhl und Wänden so genau berechnet, daß die tragenden Säulen durch horizontalen Schub überlastet zu werden drohten, weil der schwere Eichenholzdachstuhl später durch eine leichtere Konstruktion ersetzt worden war. Hier zeigt sich ein tieferer Grund für die Entscheidung der Bundesbank, Balthasar Neumann auf einen Geldschein zu nehmen. Er galt als Garant für Stabilität, nicht nur für die finanzielle (was die Überwachung der Baukosten anging), sondern auch für die architektonische. Und sei die Konstruktion noch so gewagt gewesen — ihm ist nie ein Gebäude eingestürzt. Dietmar Bartz

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