: KOSLOWSKIS GITTA PLAUDERT VOM SOFA
Nach all dem Elend der letzten Tage ist Schaller jetzt plötzlich wie ausgewandelt — das liegt einerseits daran, daß man ja nicht andauernd über den ganzen Scheiß in der Welt weinen kann — ich meine, können könnt man schon, aber wollen will man dann ja doch nicht — z.B. den Scheiß beim taz- Plenum: Schaller war ja jetzt zum ersten Mal da, und weil er doch jetzt angefangen hat, die Bibel zu lesen, kam er gleich mit dem Gottesurteil als Sanierungsvorschlag: Alle tazler in die Spree schmeißen, und wer untergeht, wird entlassen.
Ich hab' dann gemeint, daß ja dann nur noch Dicke übrigbleiben, weil die ja bekanntlich immer oben schwimmen, aber Schaller hat gemeint, das würde man schon sehen... Andererseits ist er jetzt voll drauf wegen der neuen bootleg series von der alten Frau Zimmermann (rare & unreleased!), wo er ständig die „series of dream“ rauf- und runternudelt und immer ganz laut bei der Stelle „everything stays down, but its vulgar, I come to a permanent style“ mitschmettert, während ich ja doch mehr für dieses wundersam gekrähte „seven curses“ bin, wo der Hund so prima dazwischenbellt — naja, und man stelle sich vor, in diese traute Dreisamkeit von Schaller, Bob Dylan und mir, da platzt das neue 10-Mark- Stück rein, wo in einem vereinten Deutschlandbild ein Mann und eine Frau dort stehen, wo früher, als alles noch in Ordnung war, die Grenze verlief, und sich inniglichst umarmen. Also, warum das Schaller so glücklich macht, ist, daß da, wo früher die Dedeärr war, jetzt der MANN steht, und Schaller meint doch tatsächlich, das hätte was zu bedeuten, von wegen August dem Starken und Heinrich dem Bären und daß nicht nur die DDR-Frau wegen ihrer multiplen Orgasmussi was wert sei, sondern daß man jetzt auch endlich den Wert des ostdeutschen Mannes entdeckt habe — also, ick weeß ja nich... Aber egal, im Prinzip könnte ich ja jetzt auch froh sein, daß die Beärdee so weiblich ausgefallen ist, aber ehrlich gesagt, mir wär's ja gar nicht aufgefallen, weil ich das Ganze ja eher für'n courths-mahlerischen Ausrutscher einer Prägeanstalt hielt. Aber vielleicht sollen wir jetzt auch einfach nur das Pendant zum „Bottom Dollar“ bekommen, den jeder clevere Nichtsnutz in seinem Portemonnaie aufbewahrt, damit ihm nie das Geld ausgeht — in Silber wirkt natürlich am besten —, wer weiß, wir zahlen weiter mit Scheinen, so wir haben, immerhin geht's jetzt ins dritte Jahr unserer jungen und stürmischen Beziehung. Anstrengend war's ja schon, aber gute Dinge sollen ja angeblich viel lange Weile haben. Und natürlich kommt jetzt wieder den dösigen Schaller mit einem Simone-Zitat angelaufen:
„Die Entwurzelung ist bei weitem die gefährlichste Krankheit der menschlichen Gesellschaft. Wer entwurzelt ist, entwurzelt. Wer verwurzelt ist, entwurzelt nicht. Die Verwurzelung ist vielleicht das wichtigste und meistverkannte Bedürfnis der menschlichen Seele.“
Also ihr Wurzelsepps, verwurzelt, euch und euren lieben Nachbarn ebenfalls!
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