Antarktis-Beratung in Bonn

■ Umwelt und Tourismus sind die Themen der am Montag beginnenden Antarktis-Tagung

Berlin (taz) — Gefeiert hatte man im April das 30jährige Bestehen des Antarktis-Vertrags. In Bonn wird man nun die Fortsetzung dieser supranationalen Organisation mit ihren nunmehr 39 Vertragsstaaten zelebrieren. Kern des Internationalismus des Antarktis-Vertrages ist, daß man keine territorialen Ansprüche gelten läßt und die militärische Nutzung des 6. Kontinents verbietet. Diese Allgemeinheit des Vertrages bedingte, daß man ihm im Laufe der Jahre mehrere Zusatzabkommen beiordnete: zuletzt das gestern in Madrid unterzeichnete Umweltabkommen.

Das mehrere hundert Seiten lange Dokument verkörpert die Stärke und Schwäche der Vertragspartner zugleich. Es versucht, dem Umweltschutz auf dem fragilen eisigen Kontinent Rechnung zu tragen, muß sich jedoch auch mit der ökonomischen Seite auseinandersetzen. Wurde das 50jährige Moratorium für den Abbau bisher nur vermuteter diverser Bodenschätze von vielen Umweltschützern begrüßt, mehren sich nun ihre Zweifel. Man befürchtet die fortgesetzte „Exploration“ unter wissenschaftlichem Mäntelchen. Auch ist immer noch nicht geregelt, daß und wie Mitglieder untereinander neben Warnungen auch über das Mittel der Bestrafung oder Sanktionen verfügen, kommt es zu Umweltverstößen auf den 50 Stationen mit über 3.000 Menschen Personal.

Wenn die Mitgliedsstaaten nun auf ihrer 16. Konsultativkonferenz u.a. über die Handhabung des „Tourismusbooms“ auf dem ewigen Eis beraten, wird sich diese Schwäche am deutlichsten zeigen. Die jährlich bis zu 10.000 Besucher, die sich hauptsächlich auf der „milderen“ Antarktis-Halbinsel tummeln, stellen jedoch schon jetzt eine Belastung des hochfragilen Ökosystems dar. Aber Wissen macht nicht unbedingt klüger. Tourismus ist eine weltweit boomende Industrie. Und die Antarktis immer noch etwas ganz besonderes. AS