: Aus dem Bauch der Redaktion
■ oder Sind wir etwa noch gar nicht dort?
Nach einer Woche taz-Alltag können wir feststellen: Es hat sich nichts Wesentliches verändert hier, außer, daß alles noch viel furchtbarer als befürchtet ist. Noch immer rennt man jedem Locher hinterher, noch immer grüßen von zehn Entgegenkommenden, wenn man Glück hat, fünf zurück, noch immer starren die anderen fünf dumpf aber unzufrieden ins Leere, und noch immer blickt man bei den verschiedenen Strategieguerillas und Guerillinas nicht durch — wer wollte das auch schon —, taumelnd haben wir uns dem Motto ergeben: Augen und Ohren zu, die Klappe weit auf, und durch.
Da bemüht man sich doch stetig und redlich, und wer macht einem das Büro-Leben dann sauer und schwer? Querulanten natürlich, wie zum Beispiel der Pressesprecher vom Kultursenator, Herr Reiner Klemke. Der quält uns immer mit diesen unsinnigen und langatmigen Mitteilungen seines Hauses, die wir uns bemühen, einigermaßen unterhaltsam unters Volk zu streuen — weil wir ja auch wissen, daß der Pressesprecher für sowas nun wirklich keine Zeit hat.
Anstatt, daß er uns aber dankbar dafür ist, faxt er, als ob er sonst wirklich nichts Besseres zu tun hätte, Berichtigungen und Ergänzungen hinterher, als ob wir unsererseits nichts anderes zu tun wüßten...
Lieber Herr Klemke, wir wollen doch nicht hoffen, daß bei Ihnen nomen omen est und erklären jetzt ein für allemal, daß wir gar nichts Persönliches gegen den Kultursenator haben — es geht doch mehr ums Prinzip des Gegen-die-Offiziellen- als Solche-Seins. Und da wir uns das als Kulturaffen dieses Ladens noch so gerade eben leisten können, sind Sie, oder eigentlich mehr Ihr Chef, leider einfach dran.
Auch der Kollege Ehrlichmann sei an dieser Stelle aufs Schärfste gerügt, weil er uns so schmählich hat hängen lassen, und statt am Sonntag morgen in der Kirche dem Pfarrer zu lauschen, wie wir ihm empfahlen, um uns anschließend mit einer Predigtkritik zu beglücken, lieber in sein Kopfkissen sabberte, weil die Schwulennacht im Tempodrom wieder so endlos war...
Wesentlich unterhaltsamer, wenn sie sich denn fürderhin in erträglichen Grenzen halten, sind dagegen diese Besuche von numinosen Gestalten mit Aktentaschendicken Manuskripten (»Ick hab' hier ma', weil sich ja sonst keener drum kümmert, wat zur deutschen Vergangenheitsbewältigung geschriem«) oder aber auch die emsigen Publizistikstudenten und eifrigen Schurnalisten, die unbedingt etwas über DEN KONFLIKT wissen wollen ... Als ob ausgerechnet wir da was wüßten... zuc
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