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Widerstand gegen Zwangsverlegung

■ Preusker dreht weiter das Verlegungskarussell

Warum ich heute schreibe, hat einen besonderen Grund. Hier steht wieder das an, was wir schon mehrfach mitgekriegt haben: Einer, der öfter mit uns zusammen ist, wird zwangsverlegt. Diesmal ist die Zwangsverlegung noch nicht gemacht, sondern lediglich angekündigt.

Es handelt sich um Bernd Meyer. Er wurde nach der Dachbesetzung in Hamburgs Santa Fu nach Baden- Württemberg zwangsverlegt und hier auf Karussel gesetzt, das heißt er wurde alle paar Wochen von einem Knast in den anderen verschubt.

Seit November (oder Anfang Dezember) ist er nun in Bruchsal und hier im vierten Flügel.

Anfang August hatte er die zwei- Drittel-Entscheidung (er ist das erste Mal im Knast); das Landgericht Karlsruhe (Eisenmann) lehnte die zwei Drittel unter anderem auch mit den Kontakten zu uns drei ab.

Vor einigen Wochen fragte ihn dann Preusker, ob er nicht wieder nach Hamburg verlegt werden wolle, das Jahr wäre jetzt rum und er — Preusker — würde seine Verlegung nach Hamburg-Fuhlsbüttel unterstützen. Bernd lehnte ab. Er hat jetzt hier Kontakte hergestellt —hatte hier auch einen Arbeitsplatz, wäre er bei zwei Drittel rausgekommen — und will vorläufig hier im Süden bleiben. Und deshalb stellt er auch keinen Antrag auf Verlegung nach Hamburg, also das was Preusker offensichtlich haben wollte. Preusker paßte das offensichtlich nicht.

Gestern wurde Bernd nun mitgeteilt, daß er in den allernächsten Tagen wieder von Bruchsal wegverlegt werden wird. Eine Begründung weiß er nicht, lediglich den Fakt und die Mitteilung. Das wurde ihm vom Sozialarbeiter Sperling gesagt. Bernd solle sagen, in welchen baden-württembergischen Knast er will, er müsse auf jeden Fall wieder von Bruchsal weg. Eine Begründung, warum, sagte er ihm nicht.

Es gibt auch keine legitime Begründung für die weitere Zwangsverlegung. Seit der Dachbesetzung in Hamburg sind mehr als ein Jahr vergangen. Die Zwangsverlegungen, die früher damit begründet wurden, können jetzt so nicht mehr gemacht werden. Das war offensichtlich auch der Grund, warum Preusker ihm nahelegte, einen Antrag auf Verlegung nach Hamburg zu stellen (was Bernd nicht machte). Preusker wollte ihn hier auf diesen einfachen Weg loswerden. Und da Bernd nicht mitmachte kommt jetzt wieder der Hammer und die Peitsche: Zwangsverlegung und wieder Karussellfahren.

Und es geht ihnen dabei noch um mehr: Für solche Juristen wie Preusker, ist es offensichtlich ein Dorn im Auge, daß er sieht, daß wir vier (Bernd, Thomas Brunner, Christian und ich — Carlos ist an den Wochenenden noch dabei) gemeinsam Gespräche und Sport auf dem Hof machen. Preuskers größtes Feindbild ist, daß sich unter Gefangenen Ansätze von Gemeinsamket und Kollektivität entwickeln.

Die Sache ist noch nicht entschieden, denke ich. Das ist auch der Grund für diesen Brief. Es geht einfach darum, deutlich zu machen, daß diese Zwangsverlegung öffentlich und publik gemacht werden wird. Es wird das Gegenteil ihrer „Heimlich- still-und-leise-Politik“ sein. Günter Sonnenberg, JVA Bruchsal

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