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Ovationen für Thatcher auf Tory-Parteitag

Blackpool (taz) — Sie kam, sagte nichts und siegte: Als Maggie Thatcher gestern morgen im Gleichschritt mit ihrem Nachfolger John Major den Tagungssaal des Parteitages der britischen Konservativen betrat, huldigten ihr die 5.000 Deputierten mit einer stehenden Ovation — und die dauerte zum Schrecken Majors fünf Minuten. Die konservativen Augen Großbritanniens sind in dieser Woche auf Blackpool gerichtet, denn in dem westenglischen Seebad findet der alljährliche Parteitag der Torys statt. Dabei geht es nicht um politische Inhalte, sondern um eine Demonstration der Einheit. Die Labour Party hat es in der vergangenen Woche vorgemacht: Nach ihrem bis ins letzte Detail vorgeplanten Parteitag konnte Labour bei Meinungsumfragen den Vorsprung vor den Torys auf sieben Prozent ausbauen. Bei letzteren ist diese Demonstration der Einheit nicht so leicht zu bewerkstelligen, was nicht nur an der Konkurrenz zwischen Thatcher und Major liegt, sondern auch an der Streitfrage „Europäische Währungsunion mit oder ohne Großbritannien?“. Thatchers Nachfolger John Major hat mit seinen EG-Kollegen einen faulen Kompromiß ausgehandelt, der seine innenpolitische Haut retten soll: Er wird den Vertrag über die Währungsunion im Dezember in Maastricht unterzeichnen, sich jedoch die Option offenhalten, später wieder auszusteigen. Thatcher lehnt dagegen jede Änderung des Vertrags von Rom ab und besteht darauf, daß die elf anderen EG-Länder sich außerhalb dieses Vertragswerkes auf eine gemeinsame Währung einigen sollen. Notfalls will sie darüber sogar einen Volksentscheid herbeiführen. Die offizielle Europa-Debatte verlief am Dienstag in Thachers Abwesenheit jedoch langweilig und beschränkte sich auf Lobeshymnen für Major („Staatsmann“) und Schmähungen für Labour-Chef Neil Kinnock („Kinnocchio — bei jeder Lüge wird seine Nase länger“). Das Kabinett begleitete jeden Redebeitrag mit simultanem Kopfnicken, was fatal an die Muppets-Show erinnerte. Doch hinter der Bühne wurde die tiefe Spaltung der Torys in dieser Frage deutlich. Der erzkonservative Abgeordnete Enoch Powell forderte zum Wahlboykott auf, falls keiner der Kandidaten sich als Antieuropäer erweisen sollte: „Wer das nicht tut, ist des Mordes an der Freiheit seines eigenen Landes schuldig“, sagte Powell. „Wo nimmt Major die Landkarten her, die zeigen, daß Großbritannien im Herzen Europas liegt? Wir sind die unbesiegbare Insel an der Flanke Europas.“ Zu guter Letzt kamen die Journalisten mit Stoppuhr doch noch auf ihre Kosten: Der Parteivorsitzende Chris Patten sagte, daß Thatcher den 80er Jahren ihren Stempel aufgedrückt habe (20 Sekunden Applaus), während Major den 90ern seinen Stempel aufdrücken werde (15 Sekunden Applaus). Ralf Sotscheck

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