: Erzwungenes Glück ist keines
■ »Skreipp Skrapp Skrüütsch« vom Kindertheater Mutabor
Harry will Popstar werden, »so einer mit Rock'n'Roll oder so«, und der Walkman ist sein liebster Begleiter. Klimpern auf der Gitarre macht ihm mehr Spaß, als die von Mama so teuer bezahlten Stunden »anständig« zu nutzen. Für Melanies Bücheridylle ist im fremden Garten kein Platz; Paula kommt mit ihren Kunststückchen auch nicht weiter, und die österreichische Hannelore flieht vor ihrem strengen Vater. So treffen sich die vier Kinder nach und nach auf der Straße. Doch es vergeht eine Menge Zeit mit Mißtrauen und Eifersüchteleien, bis aus ihnen Freunde werden: Jeder spricht einen anderen Dialekt; und bis zwei sich finden, ist das schwierig genug, ein Dritter ist schon wieder ein Eindringling, und gemeinsam verteidigen sie »ihren« Platz gegen die Vierte.
In dem neuesten Stück des mobilen Kindertheaters »Mutabor« geht es um Anderssein und die Angst davor, um die Suche nach dem Glück, das sich nicht erzwingen läßt, schon gar nicht auf Kosten von anderen. Der rätselhafte Titel »Skreipp Skrapp Skrüütsch« steht wie eine magische Formel für ein Paradies am Meer. Dort gibt es genug zu essen und keine Angst, und dorthin wollen die Vier. Doch das Paradies ist bereits besetzt, und so wird »Skreipp Skrapp Skrüütsch« zum Schlachtruf, mit dem die Bewohner aus dem ersehnten Paradies vertrieben werden (sollen).
Das Stück wurde gemeinsam mit dem Autor Guntram Weber für Kinder ab acht Jahre erarbeitet. Manchmal ist es etwas langatmig geraten, müssen die vier Freunde doch allzu viele Umwege machen, um ans Meer zu kommen. Manches bleibt unverständlich und wirkt etwas pädagogisch aufgesetzt. Dennoch lohnt sich der Besuch des Mutabor-Theaters. Auf eine sehr realistische und gleichzeitig unterhaltsame Weise wird hier strengen Vätern und prügelnden Müttern die lange Nase gezeigt. Gelungen dargestellt sind auch die Annäherungsversuche und Eifersüchteleien der Vier. Harry findet Paulas Namen »echt neumodisch, eh«. Dafür bekommt er von ihr einen schnellen Kuß auf die Wange. Als er im nächsten Moment das gleiche zu Melanie sagt, läßt Paula krachend ihre große Papprolle fallen. Mitreißend sind auch die (leider viel zu seltenen) Musikeinlagen mit Saxophon, zwei Fiedeln und Gitarre. Ist es doch die Liebe zur Musik, die die Vier gemeinsam auf ihrer Reise begleitet.
Das Beste kommt wie immer zum Schluß: Wenn eigentlich alles vorbei ist, darf das Publikum die Bühne stürmen und selbst Theater spielen. Leicht bekommen die vier Akteure eine Gruppe von dreißig bis vierzig tobenden Kindern in den Griff, sind sie doch nicht nur ausgebildete Schauspielerinnen, sondern auch Theaterpädagoginnen. So wird die Zugabe zum »Nachspiel«, in dem die Kinder ihre eigenen Vorstellungen zum Thema zum Ausdruck bringen. Am Schluß applaudiert jeder dem Anderen. Pia Rehberg (Foto: Roland Hochstetter)
Am 16.10. um 10.00 und 14.30 Uhr im Jugendfreizeitheim Räcknitzer Steig 12, 1-20
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