: Ozonschicht speckt immer mehr ab
■ In diesem Jahr hat die Ozonschicht über dem Südpol ihre niedrigste Dichte erreicht
Washington/Köln (dpa/taz) — Noch nie war die Ozonschicht über der Antarktis so dünn wie jetzt: „Die neuen Messungen liegen etwa fünf bis zehn Prozent unter dem alten Rekord“, berichtete Rich McPeters vom Goddard-Raumfahrtzentrum der Nasa in Greenbelt im US-Bundesstaat Maryland. Die niedrigsten Werte hatten Forscher zuvor im Oktober 1987 ermittelt. Von Mitte August bis Anfang Oktober diesen Jahres ist das Ozon in den oberen Luftschichten um 35 Prozent zurückgegangen. Das Ozonloch über dem Südpol erstreckt sich derzeit über mehr als 20 Millionen Quadratkilometer und entspricht damit in etwa der Größe der Sowjetunion. In diesem Jahr erreichte das Loch fast die Rekordgröße von 1987.
Die neuesten Messungen stammen vom Satelliten „Nimbus-7“ und wurden noch nicht vollständig ausgewertet. „Wir sind uns aber zu 98 Prozent sicher, daß es sich hier um einen neuen Rekord handelt“, betonte McPeters. Die Ozonwerte fielen von fast 200 Dobson-Einheiten Mitte August auf unter 121 (bisher niedrigster Wert) am 4. und 5. Oktober 1991. Das entspricht etwa einem Rückgang um ein Drittel. Die Dobson-Einheiten geben die Menge des Ozons in einer Luftsäule an.
Die Ozonschicht in etwa 20 bis 50 Kilometer Höhe (Stratosphäre) schützt wie ein Schild vor ultravioletten Strahlen, die Hautkrebs auslösen und das Pflanzenwachstum beeinträchtigen können. Zwar nimmt das Ozon über der ganzen Erdkugel ab, doch ist der Rückgang über der Antarktis mit Zunahme des Sonnenlichts im September und Oktober besonders stark. Als Ursache des Ozonlochs gelten vor allem Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW), die unter anderem als Kühlmittel und Treibgas eingesetzt werden.
„Wissenschaftler haben beobachtet, daß sich alle zwei Jahre die Windverhältnisse und Temperaturen in der Stratosphäre verändern“, erklärte der Atmosphärenphysiker Adolf Ebel von der Universität Köln. Dies beeinflusse den Transport von Schadstoffen und dadurch auch den Ozonabbau, was zu dem niedrigen Wert in diesem Jahr beigetragen haben könnte.
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