: Aus für DT 64?
■ Im November Demonstrationen gegen Auflösung des ehemaligen DDR-Jugendradios geplant
Berlin (dpa/bb) – Das populäre „Jugendradio DT 64“ wird aller Voraussicht nach nicht privatisiert werden und den Sendebetrieb nach der Auflösung des Funkhauses Berlin zum Jahresende nicht fortsetzen können. Das bestätigte Chefredakteur Michael Schiewack am Mittwoch in einem 'dpa‘-Gespräch.
Auf Initiative der Programm-Macher standen mehrere Modelle zur Diskussion. Ein Finanzierungsmodell in Form von Anbietergemeinschaften unter Einbeziehung von Großverlagen scheiterte bereits im Mai 1991 am Widerstand der Länderregierungen, die künftig über die von „DT 64“ genutzten Frequenzen entscheiden. Auch ein Modell einer Aktiengesellschaft mit vielen Kleinanlegern sei letztlich nicht durchführbar.
Schiewack betonte, daß nun die Verantwortlichen der neuen Länder wieder am Zug seien. „Wenn der politische Wille da ist, hat die Politik auch die Rahmenbedingungen zu schaffen, das kann ich allein nicht leisten.“ Im Bereich des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), der zur künftig viertstärksten ARD-Anstalt aufsteigt, sei nach derzeitigen Überlegungen noch nicht einmal ein Jugendprogramm geplant. Dann würden die HörerInnen von „Jugendradio DT 64“ völlig allein gelassen.
„DT 64“ (Abkürzung für Deutschlandtreffen 1964) ist seit 1987 ein Vollprogramm und findet gerade bei jugendlichen HörerInnen in den neuen Ländern starke Resonnanz. Deutlich wurde dies bei dem Versuch, im September 1990 einige Frequenzen mit dem Programm von Rias Berlin zu belegen. Tausende HörerInnen demonstrierten daraufhin in mehreren Städten, legten in Dresden den innerstädtischen Verkehr lahm und forderten die Rücknahme der Entscheidung. Für den Erhalt von „DT 64“ haben sich Abgeordnete aus den Landtagen mehrerer Länder, Jugendgruppen und Initiativen ausgesprochen. Für den 9. November sind wiederum Demonstrationen für den Fortbestand des Senders angekündigt.
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