MIT THAILAND AUF DU UND DU
: Das „Land der Freien“

■ Bangkok hat keine IWF-Kredite mehr nötig

Bangkok (taz) — 56 Millionen Menschen, überwiegend buddhistischen Glaubens, leben heute im „Land der Freien“, so die literarische Übersetzung von Thailand. Das ehemalige Siam blieb als einziger Staat in Südostasien frei von kolonialer Herrschaft. 1932 wurde die absolute Monarchie in eine konstitutionelle umgewandelt. Der gegenwärtige König Bhumipol ist Staatsoberhaupt und oberster Befehlshaber des Militärs. Letzteres übt traditionell einen starken Einfluß auf die Politik des Landes aus. Den Generälen fällt es sichtbar schwer, sich einer zivilen Regierung unterzuordnen: Am 23. Februar dieses Jahres putschte das Militär zum 17. Mal seit 1932. Die erste frei gewählte Regierung unter Premierminister Chatichai Choonhavan wurde unblutig gestürzt und durch einen vom Militär dominierten „Rat zur Bewahrung des Friedens“ ersetzt. Dieser ernannte im März eine Übergangsregierung unter Premierminister Anand Panyarachun. Durch den Putsch hat sich der Spielraum für die Opposition weiter verengt, an der Politik der Regierung hat sich aber nichts grundlegendes geändert.

Die thailändische Wirtschaft, die traditionell als Argrarexporteur (Reis, Mais, Zucker, Ananas, Tapioka) auf dem Weltmarkt in Erscheinung trat, hat sich in den letzten Jahren rapide gewandelt. Zwar sind noch 60 Prozent der Bevölkerung in der Landwirtschaft beschäftigt, Dienstleistungen und Industrie tragen aber inzwischen mit über 80 Prozent zum Bruttosozialprodukt bei. Mit über fünf Millionen Besuchern pro Jahr ist der Fremdenverkehr die größte Devisenquelle, dessen Kehrseite der Sextourismus ist.

In den letzten Jahren erlebte vor allem die verarbeitende Industrie einen Boom, das Exportvolumen dieses Sektors stieg in den letzten fünf Jahren um jährlich 29 Prozent. Textilien, Bekleidung, Spielzeug sowie elektrotechnische Erzeugnisse einschließlich Computern zählen heute zu wichtigen Exportgütern. In den letzten drei Jahren betrug das Wirtschaftswachstum 11,7 Prozent jährlich.

Die Auslandsschulden liegen derzeit bei 29 Milliarden Dollar. Die thailändischen Exporte und die Investionen des Auslands sind allerdings so stark gestiegen, daß der Schuldendienst derzeit nicht als Problem gilt. Seit Mitte der 80er Jahre hat das Land keine Kredite des IWF mehr nötig gehabt. Hauptprobleme sind nun die Umweltzerstörung, die überlastete Infrastruktur und die Ungleichheit der Einkommensverteilung. Mit einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Jahreseinkommen von 1.454 Dollar zählt Thailand heute zu den lower middle income countries, also den Ländern im unteren Bereich des mittleren Einkommens.