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■ Sternstunde der Heiterkeit * "Das Literarische Quartett", Donnerstag, 22.10 Uhr, ZDF

Die Sternstunden der deutschen Fernsehunterhaltung pflegen sich bekanntlich just dann ihr Stelldichein zu geben, wenn kein nach Kurzweil lechzender Gebührenzahler damit rechnet. Wie wohltuend kommt da eine Sendung wie Das Literarische Quartett daher, bei der man sich doch stets auf gerüttelt Maß am galoppierenden Schwachsinn verlassen kann.

Natürlich war es wieder kein Quartett, sondern das bewährte Schattenboxen Reich-Ranicki contra Karasek. Denn Sigrid Löffler bemühte sich mit ihrem unwiderstehlichen Charme einer grantelnden Gemeindeschwester wieder erfolglos um jenes Profil, das ihr Blatt (das gleichnamige österreichische Nachrichtenmagazin) so naßforsch im Namen führt. Und Peter von Matt (RR: „Derr Fürrst derr Schweizerr Gerrmanistik!“), geladen, um der feuilletonistischen Kirmestruppe einen Hauch von Seriösität zu verleihen, hatte in seiner bedächtigen Art gegen die beiden Schnellschützen nicht die Spur einer Chance. Und die inszenierten ihre eitlen Ränkespiele nach altbewährtem Muster. RR legte tollkühn vor, und Karasek versuchte mit kläglich gespielter Empörung dagegenzuhalten. Und als ihnen dann doch mal die Luft ausging, packte von Matt die Gelegenheit beim Schopfe und warf ein, daß ihn Tilmann Spengler „doch sehr an Musil“ erinnere. Worauf sich nun freilich Frau Löffler in die Pflicht genommen sah und energisch Protest anmeldete: „Nein, wie Fontane. Nur schlechter.“ Und angesichts des neuen Romans des Holländers Cees Noteboom lief die rasende Literaturkritik gegen Ende denn doch noch zur Höchstform auf. Karasek verstieg sich zu einem „Abschied vom Erzählen in der höchsten Form des Erzählens“, von Matt gemahnte das Werk an Ambrose Bierce, und die Löffler Sigrid trompetete was von „ein Buch über den Tod“ daher.

Und unser Bester? „Ich habe den Roman nicht ganz verstanden.“ Brauchte er auch nicht. Hatte er doch als schäumender Ober-Zampano den ganzen Laden wieder einmal wild fuchtelnd zu satirischen Spitzenleistungen getrieben. Daß RR mit den Seinen statt über „Litterraturr“ wahrscheinlich ebenso kompetent über Quantentheorie oder das Für und Wider von Tütensuppen schwadronieren könnte, spricht nur für seine TV-gerechten Entertainer- Qualitäten.

Eine solch herzige Plaudertausche mit Ganzkörpereinsatz empfiehlt sich nachdrücklich für die Bildschirmdauerpräsenz. Nicht nur müde Talkshows, der Mann könnte alles beleben: von der Sportschau über Mona Lisa bis zum Wort zum Sonntag.Reinhard Lüke