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Tödliche Schlaftabletten

Berlin (dpa) — Die Staatsanwaltschaften in Freiburg, Tübingen und Berlin ermitteln gegen mehrere deutsche Pharmafirmen sowie das Bundesgesundheitsamt (BGA) wegen schwerer Erkrankungen durch ein gentechnisch hergestelltes Schlafmittel.

Das ARD-Fernsehmagazin Kontraste berichtete in seiner gestrigen Sendung, daß es sich bei der gefährlichen Arznei um ein Schlafmittel mit dem Wirkstoff „L-Tryptophan“ handelt. Es bestehe der dringende Verdacht, daß trotz vorliegender Erkenntnisse um die Gefährlichkeit, Pharmafirmen und das Bundesgesundheitsamt den Wirkstoff in Deutschland nicht früh genug vom Markt genommen haben.

Nach dem Bericht des Fernsehmagazins soll es Ende 1989 zu einer epidemieartigen Erkrankungswelle von Patienten gekommen sein, die das bis dahin als risikolos angepriesene Medikament eingenommen hatten. Als Grund für die Krankheiten sähen Experten und beteiligte Firmen heute eine Verunreinigung im Wirkstoff L-Tryptophan an. Die durch den Stoff verursachten Krankheit sei zuerst in den Vereinigten Staaten aufgefallen und würde seitdem als „Esosinophilie-Myalgie- Syndrom“ (EMS) bezeichnet. Die Verunreinigung sei ausschließlich in dem vom japanischen Chemiekonzern Showa Denko hergestellten Wirkstoff enthalten.

Bei der Herstellung der letzten Bakteriengeneration, die durch genetische Manipulation den Stoff produziert, sei es Anfang 1989 zu einer besonders gefährlichen Verunreinigung des L-Tryptophans gekommen. Sie sei Ursache für die verheerenden Krankheitserscheinigungen bei den EMS-Opfern in Amerika und Europa.

Weltweit seien über 3.000 Menschen von der unheilbaren Krankheit betroffen. 50 Menschen seien in den USA bereits gestorben. In Deutschland litten 150 Menschen an EMS, das mit permanenten Schmerzen, Fieber, Krämpfen, Atemnot und Bindegewebsverhärtungen verbunden sei.

Das Bundesgesundheitsamt hätte nicht wie die oberste amerikanische Gesundheitsbehörde den Wirkstoff sofort nach Ausbrechen der Erkrankungswelle vom Markt genommen. Dies sei erst Ende September 1990 geschehen.

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