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Aufgabe wie Brasilia

■ Bausenator Nagel für Kanzleramt statt Kohl-Museum

Berlin. Kohls Museum sollte Kohls Kanzleramt weichen. Auch Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) hat gestern den Vorschlag unterstützt, das neue Bundeskanzleramt auf dem Grundstück am Spreebogen zu bauen, das bisher für das Deutsche Historische Museum vorgesehen ist. Abteilungsleiter Karlheinz Wuthe von der Senatsstadtentwicklungsverwaltung hatte diesen Standort gestern in der taz angeregt. Wuthes Vorschlag sei eine »gute Idee«, meinte Nagel. Der Bausenator kritisierte gegenüber der taz den »Minderwertigkeitskomplex«, der viele Berliner Politiker in der Hauptstadtdiskussion befallen habe. Ausdruck dieser »Ängstlichkeit« sei beispielsweise die Forderung von CDU-Fraktionschef Klaus Landowsky, die Planungshoheit für das Berliner Regierungsviertel an den Bund abzugeben.

Nagel bekräftigte seine Forderung, daß sich das Parlaments- und Regierungsviertel nicht als »Hauptstadtkordon« und als Sperre zwischen die Westberliner City und die Ostberliner Innenstadt legen dürfe. Deshalb wäre es auch »besser«, wenn der Pariser Platz von Einrichtungen wie dem Kanzleramt frei bleiben könnte. Ein »ungelöstes Problem« sei es, wie man verhindern könne, daß am Spreebogen zwischen Reichstag und Kongreßhalle ein »totes Regierungsviertel« entstehe. Der Bau von Wohnungen reiche hier nicht aus.

Nagel meldete überdies vorsorglichen Protest an, falls Bonn auf die Idee verfallen sollte, die sogenannten »Ministergärten« zwischen Tiergarten und Otto-Grotewohl-Straße für Regierungsbauten zu nutzen. Dieses Gelände, auf dem Teile der Speerschen Reichskanzlei und des Regierungsviertels der Nationalsozialisten gestanden hatten, sei wegen seiner »maßlosen historischen Belastung« überhaupt nicht »beplanbar«. Trotzdem habe das Bundesbauministerium die Ministergärten bereits in seine Flächenuntersuchungen einbezogen, kritisierte Nagel.

Der Debatte um die Hauptstadtplanung fehle bisher der »historische Bezug« und das Bewußtsein für die Dimension der Aufgabe. Eigentlich sei die Gestaltung des künftigen deutschen Regierungsviertels »nur vergleichbar mit Brasilia«. Dennoch spiele sich die Diskussion bisher nur in den Kommissionen ab, die die Bundesregierung und der Senat eingesetzt hätten. hmt

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