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Vier gingen leer aus

■ In Großbritannien wurden die Sendelizenzen für private Programmanbieter versteigert

London (dpa) — Bei einer Neuvergabe der Lizenzen für die 15 privaten regionalen britischen Fernsehstationen und das landesweit ausgestrahlte kommerzielle Frühstücksfernsehen sind vier bisherige Lizenzträger leer ausgegangen. Das Frühstücksfernsehen tv-am, der Londoner Sender Thames-Television, das in Südostengland gesendete TVS und Südwestenglands TSW erhielten bei der am Mittwoch bekanntgebenen Vergabe keine Verträge für das neue Sendejahrzehnt 1993 bis 2003.

Bei den vorausgegangenen zwei Lizenzverlängerungen behielten die meisten der bisherigen Sender fast automatisch ihre Rechte. Die Regierung Thatcher hatte dann jedoch beschlossen, die Lizenzen zu versteigern. Die Bieter mußten genaue Programm- und Finanzierungspläne vorlegen. Für den Zuschlag waren die Höhe des Gebots und die Programmqualität entscheidend. So gingen die Hälfte der Lizensen nicht an den Bewerber, der den höchsten Preis offeriert hatte. TVS zum Beispiel verlor seine Lizens für Südengland, obwohl sie mit ihrem Gebot von 59,8 Millionen Pfund (rund 180 Millionen Mark) jährlich um rund 20 Millionen Pfund über dem nächsten Bieter lag. Das überhöhte Angebot wurde mit dem Verweis auf mangelnde Qualität sowie wirtschaftliche Unsicherheit von der Kommission zurückgewiesen. Der Konkurrent Meridian, der nur 36,5 Millionen Pfund geboten hatte, bekam den Zuschlag. Genauso erging es TSW, das durch Westcountry TV geschlagen wurde.

Thames Television, der größte unter den Regionalsendern, muß seine Rechte an Carlton TV abgeben, eine Gruppe, an der unter anderem die konservative Zeitung 'Daily Telegraph‘ beteiligt ist. Thames, die bis Ende 1992 die Rechte für das Londoner Wochentagsfernsehen haben, nannte denn das Ergebnis der Auktion verheerend und kündigte bereits an, 1.000 Beschäftigte entlassen zu müssen.

Das Frühstücksfernsehen wird künftig von der Gesellschaft Sunrise Television betrieben, das 20 Millionen Pfund (rund 58 Millionen D-Mark) mehr als tv-am bot.

Verschiedene Gesellschaften konnten ihre Lizenz wegen guter Qualität mit einem wesentlich geringeren Gebot als die Konkurrenz behalten, wie Granada TV (Manchester) mit nur neun Millionen Pfund (26 Millionen D-Mark) gegen 35 Millionen Pfund (rund 100 Millionen D-Mark) des rivalisierenden North West Television.

Die Independent Television Commission (ITC) hatte innerhalb von nur zwei Tagen darüber entschieden, wer von den vierzig Bietern qualitativ das beste Programm und das höchste Gebot verspricht. George Russel, der Vorsitzende der Kommission räumte ein, daß gegenüber den erwarteten höheren Einnahmen für das Finanzministerium bloß „ein wenig mehr Geld“ eingenommen wurde.

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