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Die angenehme Antwort

■ betr.: "Faulheit und Arbeit", taz vom 10.10.91

betr.: „Faulheit und Arbeit“,

Eurotaz vom 10.10.91

Elf Uhr vormittags an einem Werktag. Ich sitze in der milden Oktobersonne und frühstücke, zu meinen Füßen zwei dösende Katzen — das ist sie, die angenehme Antwort auf die Frage: „Gibt es Leben jenseits der geregelten Arbeit?“

Vor einem Jahr habe ich meinen Beruf als herumsausender Tageszeitungsredakteur an den Nagel gehängt, um zu erkunden, wie es sich als Künstler lebt. Nach zehn Jahren geregelter Arbeit der Ausstieg, wohlversehen mit gespartem Geld und einer billigen WG-Wohnung. Fazit: Das ist die beste Entsheidung, die ich je getroffen habe.

Inzwischen halte ich viele Leute aus meinem Bekanntenkreis für verrückt. Sie lben tatsächlich für die Arbeit. Einige werden durch Überlastung krank, weil sie denken, es sei normal, ohne Unterlaß zu schaffen.

[...] Mir kommen die besten Ideen, weil ich alle Zeit nur für mich habe. Ich baue seltsame Kunstobjekte, ich gebe Drachenbaukurse für Kinder und Erwachsene, ich verkaufe selbstgemalte Postkarten auf dem Flohmarkt und entwerfe Kinderbücher. Das bringt allerdings noch nicht genug Geld, um davon zu leben. [...] Die Unsicherheit, ob ich demnächst pleite bin, oder am Wochenende auf dem Kunstmarkt genug Drachen verkaufen kann, um die Miete zu zahlen, ist aber nicht nur angstmachend, sondern auch sehr anregend. Sie bringt mich in Kontakt mit der Tatsache, daß es im Leben keine Sicherheit gibt. Zufriedensein ist mir wichtiger als regelmäßig Geld auf dem Konto. Dietmar R.Schneider,

Riedelbach im Taunus

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