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Buckyballs — das hohe C der Chemie

Hamburg (dpa) — Forscher haben eine sensationelle Entdeckung gemacht: Sie fanden — zufällig beim Experimentieren — eine dritte Form des Kohlenstoffs. Chemiker in aller Welt sprechen von einer Revolution.

Die neue Form von Kohlenstoff, chemisches Zeichen C, ist hübsch anzuschauen: Sie besteht aus Molekülen, die wie winzige, aus Sechs- und Fünfecken zusammengesetzte Fußbälle aussehen. Jeder Ball besteht aus 60 Atomen. Die Moleküle ähneln stark den aus geometrischen Figuren komponierten Kuppeln des amerikanischen Architekten Buckminster Fuller (1895-1983). So war auch schnell ein Name für die eigenartige Molekularform der neuen Kohlenstoffvariante gefunden: Sie wurden „Buckminsterfullerene“ oder kurz „Fullerene“ benannt. Meist aber sprechen die Forscher nur von „Buckyballs“.

Fachleute sind davon überzeugt, daß die Buckyballs viele neue chemische Verbindungen ermöglichen. Es müsse nur gelingen, an die Kohlenstoffatome gezielt andere Teilchen anzubauen. Manche Chemiker vergleichen deshalb die Entdeckung der Kohlenstoff-Bälle mit der Aufklärung des Benzol-Rings 120 Jahre zuvor.

Die neuendeckten Moleküle, die einen Durchmesser von nur 0,7 millionstel Millimeter haben, bilden als winzige Kugellager möglicherweise perfekte Schmierstoffe. Auch Mediziner lassen ihre Phantasie spielen: Die Bälle könnten in ihrem hohlen Inneren radioaktive Atome durch den menschlichen Körper schleusen, um Krebsgeschwülste zu bekämpfen. Außerdem ist seit kurzem bekannt, daß Buckyballs supraleitend sind, also elektrischen Strom ohne Widerstandsverlust transportieren, wenn sie mit den Metallen Kalium oder Rubidium versetzt werden.

Entdecker der neuen Kohlenstoff- Form sind Harry Kroto von der Universität von Sussex in Brighton (Großbritannien) und Richard Smalley von der Rice Universität in Houston (US-Bundesstaat Texas). Sie verdampften Graphit mit einem leistungsstarken Laser und fanden im Ruß die bislang unbekannte Substanz. Ob die Buckyballs tatsächlich unser Leben verändern werden, ist ungewiß. „Noch ist es zu früh abzuschätzen, ob die Fullerene ein blühendes Feld industrieller Chemie gebären oder ob sie Labor-Kuriositäten bleiben werden“, schrieb die angesehene US-Zeitschrift 'Science‘. Und: „Wir haben es noch mit einem Baby auf der Neugeborenenstation zu tun.“

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