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In Berlin sind die Gewerbemieten inzwischen höher als in München

■ Auf einer wohnungspolitischen Konferenz in der »Pumpe« wurde vor sozialer Polarisierung und Verdrängung von kleineren Gewerbebetrieben gewarnt

Tiergarten. Zu einer wohnungspolitischen Konferenz luden unter anderem der Berliner Mieterverein und der DGB gestern und heute in die »Pumpe« in der Lützowstraße ein. Armin Hentschel, Mitarbeiter des Mietervereins, warnte gestern vor sozialer Polarisierung und Verdrängung von Mietern. So seien bereits jetzt kleinere Gewerbebetriebe gefährdet. Die durchschnittliche Kaltmiete bei Neuvermietungen betrage inzwischen 17 Mark pro Quadratmeter, das sei höher als in München. Bei Neuvermietungen steige die Miete in der Regel um 40 Prozent, die Einkommen hinkten, vor allem im Ostteil der Stadt, hinterher.

Der Zuzug nach Berlin habe stark nachgelassen, sagt Peter Lohauß vom Statistischen Landesamt. In Spitzenzeiten seien 200.000 NeuberlinerInnen pro Jahr in die Stadt gekommen, jetzt seien es noch nicht einmal die Hälfte. Es zögen auch nur vergleichsweise wenige AusländerInnen zu. Es gebe allerdings auch kaum West- BerlinerInnen, die in die neuen Länder zögen. In Ost- Berlin gebe es sehr viel mehr Familien mit Kindern als im Westen, vor allem in Außenbezirken wie Marzahn oder Hellersdorf. Dies müsse das Land Berlin bei der Wohnungsbauplanung im Auge behalten. Der durchschnittliche West-Haushalt verdiene 4.245 Mark netto, so Lohauß, der Ost-Haushalt hingegen nur 2.744 Mark netto, obwohl dort meist zwei Menschen verdienten. Die Mieten im Osten seien jedoch unverhältnismäßig stark angestiegen, auch die Arbeitslosigkeit werde dort noch zunehmen. Die Ausstattung und der Zustand der Ost-Wohnungen in den City-Bezirken stünde dem der West-Wohnungen kaum nach, mit Ausnahme von Friedrichshain und Prenzlauer Berg.

Heute werden im Rahmen der Konferenz zwischen 9.00 Uhr und 10.00 Uhr mehrere Referate zum Thema Wohnungsbaupolitik gehalten. Danach finden bis 14.00 Uhr Gespräche zu den Themen »Mietenpolitik und Wohnungsbauförderung«, »Arbeitsmarkt und Wirtschaftsstrukturpolitik« und »Milieuschutz, Bodenrecht und Grundstückspolitik« statt. esch

Ort: »Die Pumpe«, Lützowstraße 42, Berlin 30

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