: Pech für ehrliche Briten
■ Die britische Kopfsteuer sorgt noch immer für Chaos/ Ehrliche Bürger sollen für Boykotteure mitblechen
Dublin (taz) — Englands Schildbürger sitzen in den Bezirksverwaltungen. Als ob man nicht schon genug Ärger mit der umstrittenen Kopfsteuer hatte, die der ehemaligen Premierministerin Margaret Thatcher schließlich das Genick brach, fordern die Verwaltungen den Steuerboykott nun geradezu heraus. Auf den diesjährigen Rechnungen erscheinen unter dem Stichwort „andere Ausgleichungszahlungen“ Beträge, mit denen das Loch des Vorjahres gestopft werden soll. Dieses Defizit ist durch Nichtzahlungen entstanden. Mit anderen Worten: Die Zahlungswilligen sollen nun die Boykotteure finanzieren. Zwar beeilten sich die Beamten zu versichern, daß sich der Posten lediglich auf Leute beziehe, die „verschwunden“ seien, doch Tausende verweigern inzwischen die Zahlung. Dabei handelt es sich um Summen zwischen fünf Pfund (ca. 15 Mark) im bürgerlichen Trafford und 80 Pfund (ca. 230 Mark) im Londoner Arbeiterbezirk Hackney. Gerichtliche Schritte gegen diese neue Generation der Boykotteure kosten das britische Finanzministerium ein Vermögen, das den zu erwartenden Ertrag weit übersteigt. Die Verwaltungen haben bereits begonnen, gegen die diesjährigen Zahlungsunwilligen zu klagen, obwohl noch längst nicht alle Schulden des vergangenen Jahres eingetrieben sind. Ralf Sotscheck
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