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Kriege sind noch lange kein Grund, auf die Urlaubsreise zu verzichten

■ Der Umsatz des größten europäischen Reiseveranstalters TUI übersprang die Fünf-Milliarden-Marke

Hannover (dpa/taz) — Kriege sind kein Grund, zu Hause zu bleiben. Der Golfkrieg und der Bürgerkrieg in Jugoslawien haben jedenfalls die Reiselust der Deutschen nicht gedämpft, sondern lediglich auf andere Urlaubsziele umgelenkt. Das läßt sich deutlich an der Bilanz des größten europäischen Reiseveranstalters, der Hannoveraner Touristik Union International (TUI), ablesen. Vorstandssprecher Michael Goebel sagte gestern, daß TUI im Geschäftsjahr 1990/91 (bis 31. Oktober) ein Umsatzplus von 8,1 Prozent auf 5,3 Milliarden DM verbucht hat. Mit den Reiseveranstaltern des Konzerns reisten 3,78 Millionen Menschen, 7,5 Prozent mehr als im Vorjahr.

Für 1992 erwartet die TUI beim Umsatz und bei den Buchungen eine Steigerung von zehn Prozent. Die bisher vorliegenden Buchungen für die kommende Wintersaison lägen bereits um 25 Prozent über dem entsprechenden Vorjahreswert. Die in der Wintersaison besonders wichtigen Feriengebiete der Kanarischen Inseln erreichten ein Buchungsplus von 35 Prozent, und mit einem Zuwachs von 30 Prozent zeichne sich auch bei den Fernreisen erneut ein kräftiger Aufschwung ab. Neben Neckermann gilt TUI unter Aktionsgruppen übrigens als Hauptanbieter des organisierten Sex-Tourismus nach Thailand, auch wenn die einschlägigen Katalog-Angebote inzwischen eher verschlüsselt dargeboten werden.

Der Gewinn der TUI, die 1968 als Zusammenschluß der selbständigen Reiseveranstalter Touropa, Scharnow, Hummel und Dr. Tigges entstanden ist, habe 1990/91 um fünf Millionen auf 25 Millionen DM zugenommen. Darüber freuen werden sich die TUI-Eigentümer DER, Horten, Bundesbahn, Hapag-Lloyd und der Springer-Konzern (jeweils zehn bis 15 Prozent).

Spitzenposition bei den Buchungen hielten Urlaubsorte in Spanien sowie auf den Kanarischen Inseln und den Balearen. Der Zuwachs für die spanischen Reiseziele betrug 12,1 Prozent (1,145 Millionen Urlauber). Die Kanarischen Inseln buchten 455.600 Gäste, 21,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Gute Geschäfte machte TUI vor allem mit den Neubundesbürgern. Die Zahl der Buchungen aus Ostdeutschland stiegen von 20.000 im Vorjahr auf 180.000 in diesem Jahr. 51 Prozent dieser Urlauber blieben in Deutschland, 34,2 Prozent flogen auf die Balearen.

Die deutschen Urlaubsziele insgesamt wurden von 339.500 Gästen angesteuert (plus 31 Prozent). Damit liegen sie bei TUI-Buchungen unverändert auf Platz zwei. Zuwächse erzielten auch Italien (17,2 Prozent), Österreich (27,6) und Frankreich (16,5). Griechenland konnte den golfkriegsbedingten Frühjahrsrückstand aufholen und lag mit 208.300 TUI-Urlaubern nur um 2,2 Prozent unter dem Vorjahrsergebnis.

Die vom Nahost-Krieg stark betroffenen Länder Tunesien, Marokko, Ägypten, Israel, die Türkei und Zypern mußten starke Rückgänge bei den Buchungen hinnehmen. Sie liegen zwischen minus 83,1 (Israel) und 18 (Türkei) Prozent. Da das Sommerprogramm für Jugoslawien wegen des Bürgerkrieges ausgesetzt wurde, gab es nur noch 5.000 (Vorjahr 76.400) TUI-Urlauber in diesem Land. Zum Renner der Saison haben sich nach Angaben von Goebel bei den Flugreisen die Ziele in Ferngebieten entwickelt. Über 165.000 Gäste — das entspricht einem Plus von 23,9 Prozent — buchten Reisen in die USA, nach Kenia, in den Fernen Osten, in die Dominikanische Republik sowie auf die Malediven. Insgesamt reisten über 1,8 Millionen TUI-Urlauber (plus 1,6 Prozent) mit dem Flugzeug in die Ferien. Donata Riedel

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