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Biermann bleibt Hamburger

Berlin (taz) — Nun wird es doch nichts mit der billigen Zweitwohnung in Prenzlauer Berg. Nachdem ein Boulevardblatt den Fall aufgegriffen hatte — ‘Millionär Biermann schnappt Familie Wohnung weg‘ —, bleibt der Barde beleidigt in seiner Villa im Hamburger Elbchaussee-Viertel.

Stein des Anstoßes ist eine Wohnung in der Czarnikauer Straße 22, für die Wolf Biermann schon Ende Juli einen Vertrag mit der „Wohnungsbaugesellschaft Prenzlauer Berg“ (WiP) abgeschlossen hatte — Mietpreis für das 131-Quadratmeter große Quartier: 520 Mark. Einen Wohnberechtigungsschein brauchte der Büchner- Preisträger dazu nicht. „Wir sind glücklich, das Biermann wieder in den Prenzlauer Berg ziehen wird“, begründete der Geschäftsführer der WiP, Klaus-Jürgen Fritsche, die Entscheidung. Daß der Sänger bei seiner Wohnungssuche eine Familie mit mehreren Kindern ausgestochen habe, dementiert Fritsche. Daß andererseits Tausende Berliner Familien ein solches Schnäppchen auf dem Wohnungsmarkt unbesehen mieten würden, steht ebenfalls außer Frage. Während man bei der Wohnungsgesellschaft am Donnerstag noch hoffte, daß Biermann seinen Hauptwohnsitz in Berlin nehmen würde, hat der Barde am Abend seinen Umzug aufgekündigt. Biermann begründete seine Entscheidung mit der „niederträchtigen Kampagne“ in einer Berliner Zeitung. Zu dem Vorwurf, daß er Bedürftigen Wohnraum wegschnappe, äußerte Biermann, ihm sei von der Wohnungsgesellschaft eine leerstehende Wohnung angeboten worden. Diese habe er mieten wollen, zumal ihm 1976 seine damalige Wohnung weggenommen worden sei. Die Rückkehr nach Berlin hätte befruchtend auf seine Schreiberei wirken können, angesichts der Zeitungskampagne ziehe er es vor, ganz in Hamburg zu bleiben.

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