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Autofahrer schliefen reihenweise ein

■ Absurdes Theater auf der Autobahn Berlin-Nürnberg/ Regen und Unfälle: 18 Stunden bis zu 100 Kilometer Stau/ Polizei: So etwas noch nicht erlebt

Berlin/Hof/Saale. Von Sonntag abend bis Montag mittag wurde auf der Autobahn Berlin-Nürnberg einmal wieder in spektakulärer Form die Absurdität des Autoverkehrs zelebriert. Tausende von Autofahrern standen bis zu 100 Kilometer Schlange, um an diesem stolze 18 Stunden währenden Festakt teilzunehmen.

Baustellen, schlechtes Wetter und Unfälle rahmten das wartende Publikum ein, zu dem sich neben den Berufspendlern aus den östlichen Bundesländern diesmal noch zahlreiche Kurzurlauber und Berlin-Rückkehrer am Ende der Herbstferien hinzugesellt hatten.

Das Programm, untermalt von Blood, Sweat and Tears, bot echte Dramatik: Bei zwölf Unfällen wurden ein Mensch schwer und zwei weitere leicht verletzt, wobei die meisten Unfallverursacher nach Angaben der Verkehrspolizei aus der Ex-DDR stammten. In zwei Fällen seien die Fahrzeuge weder zugelassen noch versichert gewesen. In den gestrigen Morgenstunden mußten die gestreßten Beamten gar einen Betrunkenen aus dem Verkehr ziehen, der ohne Licht auf eine Stauabsicherung zuschleuderte und erst an der Leitplanke zum Stehen kam. Nur noch mit einem Sprung zur Seite konnten sich die Polizisten retten. Es gab jedoch auch jede Menge gelangweiltes Publikum, das reihenweise hinter dem Steuer einschlief und von der Polizei zum Weiterfahren geweckt wurde.

Solche Szenen hat auch der Leiter des Berliner Verkehrsregelungszentrale, Eberhard Müller, in seiner elfjährigen Laufbahn bei der Verkehrspolizei noch nicht erlebt. In Berlin, ist er sich sicher, wäre so etwas nicht vorgekommen. »Wir hätten in einem solchen Fall die Leute runtergewunken, indem wir die Autobahn an der letzten Auffahrt vor den Unfällen gesperrt hätten«. Die Thüringer Verkehrspolizei habe in dieser Hinsicht offenbar versagt, meint Müller, plädiert aber für Nachsicht.

Die Kollegen in den neuen Bundesländern seien bei solchen Verkehrsaufkommen noch völlig überfordert. »Wir müssen uns da noch ein bißchen mit ihnen gedulden.« Durch die vielen Baustellen auf der Strecke Berlin-Hof käme es an Feiertagen und bei Ferienende zwangsläufig zum Stau, und »wenn dann noch Unfälle hinzukommen, steht alles still«. Doch mit den Baustellen sei es ja bald vorbei, sagt Müller optimistisch. Daß die Menschen ihr Auto in Zukunft zu Hause lassen und mit der Bahn fahren, glaubt er jedoch nicht: »Der Deutsche läßt sich nicht von seinem Auto abbringen.« Wie staugewohnt die Deutschen bereits seien, zeige sich daran, daß sich viele Autofahrer »schon richtig freuen, wenn sie den Grund dafür erfahren, warum sie stehen«.

Der Gruppenleiter des Berliner Verkehrsdezernats für Grundsatz und Organisation, Klaus Krüger, wollte der taz erst nicht glauben, daß die Autofahrer stundenlag im Stau geschlummert hatten. »Das ist das Schlimmste, was ich bisher gehört habe«, bricht es dann aus Krüger heraus, der in seinen 35 Jahren Polizeidienst schon viel in bezug auf die Fähigkeiten gestauter Autofahrer erlebt habe. Manche ließen mit einem wutschnaubenden »Ich fahre keinen Meter mehr weiter« einfach den Wagen auf der Autobahn stehen. usche/plu

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