: Bergleute gehen auf die Straße
■ Proteste gegen Möllemanns Vorschläge zur Verringerung der Kohleförderung/ Kohlerunde ohne Ergebnis
Bonn (dpa) — Begleitet von neuen Demonstrationen der Bergleute, sind am Montag in Bonn die Spitzengespräche über die Zukunft des deutschen Steinkohlebergbaus fortgesetzt worden. Entscheidungen über die künftige Fördermenge und die Höhe der Subventionen fallen aber erst in der dritten Kohlerunde am Montag nächster Woche. Wenn Bundeswirtschaftsminister Möllemann (FDP) dann keine Einigung mit den Bergbauunternehmen, den Stromerzeugern und den Kohleländern Nordrhein-Westfalen und Saarland sowie der Gewerkschaft Bergbau und Energie (IGBE) erreicht, wird sich wahrscheinlich Bundeskanzler Helmut Kohl in den Streit einschalten. Bei der ersten Kohlerunde am 15. Oktober hatte Möllemann eine Verringerung der Steinkohleförderung von heute jährlich 70 Millionen Tonnen auf höchstens 50 Millionen Tonnen im Jahr 2005 gefordert.
Die SPD-Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen und vom Saarland, Johannes Rau und Oskar Lafontaine, übten vor der zweiten Kohlerunde am Montag scharfe Kritik an Möllemann. Dessen Interviews hätten das soziale Klima so belastet, „daß jetzt sachliche Gespräche natürlich beeinträchtigt sind“, sagte Rau.
An den Protesten der Bergleute, die am Montag unter dem Motto „Wenn es an der Ruhr brennt“ standen, nahmen nach Angaben der Bergbaugewerkschaft rund 7.000 Kumpel teil. Vor vielen Zechen im Ruhrgebiet brannten Feuer auf Förderwagen. „Mit den Mahnfeuern wollen wir ein Warnsignal nach Bonn senden. Die Ungeduld ist sehr groß“, sagte IGBE-Bezirksleiter Diethard Bendrat in Recklinghausen. Auch vor dem Regierungspräsidium in Düsseldorf protestierten Bergleute für „Klarheit über den Weg in die Zukunft des Kohlebergbaus“. Auf der Zeche „Sophia-Jacoba“ im rheinischen Hückelhoven, wo Bergleute kürzlich mehrere Tage aus Protest unter Tage ausharrten, blieb es dagegen am Montag ruhig. „Wir warten ab, was in Bonn passiert“, erklärte der Betriebsratsvorsitzende Franz-Josef Sonnen. Zunächst seien keine Aktionen geplant.
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