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Um die DDR-Interhotels kämpfen ein Immobilienhai und ein Autovermieter

■ Klingbeil und Sixt sind angeblich die aussichtsreichsten Bewerber/ Verkauf noch im November

Berlin/München (dpa/taz) — Der Verkauf der 33 Interhotels in der Ex- DDR ist nach langen und zähen Verhandlungen in der entscheidenden Phase. Es wird damit gerechnet, daß noch in diesem Monat die Entscheidung über die Privatisierung der lukrativen größten deutschen Hotelkette fällt. Die Treuhandanstalt wies gestern darauf hin, daß der Verwaltungsrat dem Verkauf zustimmen müsse, der am 22. November tagt. Auch das Bundesfinanzministerium müsse für dieses Geschäft, das der Treuhand rund drei Milliarden DM in die Kasse bringen soll, sein Votum abgeben.

Im Rennen um den Zuschlag sieht sich der zweitgrößte deutsche Autovermieter, die Münchner Sixt AG, weit vorn. Die Verhandlungen, so Detlev Pätsch, stellvertretendes Vorstandsmitglied und Interhotel- Projektleiter bei Sixt, seien in der Endphase.

Gute Karten werden von gut unterrichteten Kreisen auch der Berliner Immobilienfirma Klingbeil eingeräumt, die aber möglicherweise seit ihrem vorerst gescheiterten Erwerb des Glühlampenwerkes Narva bei der Treuhand jetzt schlechtere Karten haben könnte. Allzu offensichtlich hatte es Klingbeil im Fall Narva nämlich auf das zentral in Ostberlin gelegene höchst spekulationsträchtige Grundstück abgesehen, weshalb die Narva-Privatisierung jetzt neu verhandelt wird. Andererseits will die Treuhand bei der Entscheidung den Faktor Erfahrungen um Hotelgewerbe besonders stark gewichten. Und diese Erfahrungen konnte Klingbeil in Berlin durch seine Beteiligung an den Hotels Interconti und Schweizer Hof bereist sammeln.

Experten gehen davon aus, daß 29 Hotels en bloc veräußert werden sollen. Die vier garantierten Cash-cows sollen einzeln versilbert werden: Das Berliner Domhotel soll an eine französische Hotelgruppe gehen, ein Hotel in Chemnitz wohl an einen Düsseldorfer Investor und das Hotel Elefant zu Weimar wahrscheinlich an einen Münchner Interessenten. Im thüringischen Suhl bewirbt sich die jetzige Hotelführung per Management- Buyout um das Objekt der Begierde. Der Umsatz der Interhotel AG soll in diesem Jahr rund 700 Millionen DM betragen.

Für die Interhotel AG hatten sich viele Unternehmen interessiert. Von den anfangs 200 Bietern seien Ende September sieben in die engere Wahl gekommen. Die Steigenberger Hotel AG hatte im vergangenen Jahr unter Umgehung der Treuhand mit dem Interhotel-Vorstand langfristige Pachtverträge abgeschlossen. Diese Vereinbarungen wurden aber vor Gericht nicht anerkannt. Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt daher gegen frühere Interhotel-Verantwortliche wegen Untreue.

Die Sixt-Gruppe mit rund einer Milliarde DM Jahresumsatz will sich mit dem Erwerb der Interhotels ein drittes Standbein neben der Autovermietung und dem Fahrzeug-Leasing aufbauen, sagte Pätsch. Sixt habe über eine Million Kunden im Jahr, davon 60 Prozent Geschäftsreisende, die als Interhotel-Gäste in Frage kämen. Außerdem baue der weltweit drittgrößte Autovermieter Budget, dessen Lizenznehmer Sixt in Deutschland sei, ein neues internationales Reservierungssystem für Autovermietung und Hotelzimmerbuchungen auf. Sixt versprach, so wie die anderen Interessenten auch, die Arbeitsplätze der noch 7.500 Beschäftigten zu erhalten. dri

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